Der Iran hat die Freilassung eines Deutschen im Zuge eines Gefangenenaustausches bekanntgegeben. Wie der Justizsprecher Gholamhossein Esmaili am Dienstag in Teheran sagte, wurde der Deutsche im Austausch gegen einen Iraner freigelassen, der wegen mutmaßlicher Verstöße gegen US-Sanktionen in Deutschland inhaftiert und am Sonntag in den Iran zurückgekehrt war. Der Deutsche kam demnach am Montag frei und kehrte bereits nach Deutschland zurück.
Der Deutsche hatte den Angaben zufolge schon "seit einiger Zeit" im Iran in Haft gesessen. Er saß demnach eine dreijährige Gefängnisstrafe wegen unerlaubter Foto- und Filmaufnahmen ab. Weitere Angaben machte die iranische Justiz zunächst nicht. Sie nannte auch nicht den Namen des Deutschen.
Am Montag hatte Teheran die Freilassung des Iraners Ahmed Chalili aus deutscher Haft bekanntgegeben. Wie der Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte, war Chalili "unter dem Vorwand, gegen die illegalen und brutalen Sanktionen der USA" verstoßen zu haben, in Deutschland festgenommen worden. Ihm drohte demnach die Abschiebung in die USA.
Am Sonntag sei Chalili dann nach "intensiven diplomatischen Konsultationen" freigekommen und gemeinsam mit dem iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nach Teheran geflogen. Sarif hatte am Wochenende an der Sicherheitskonferenz in München teilgenommen. Unklar blieb, wann Chalili in Deutschland festgenommen worden war. Laut einige Jahre alten iranischen Medienberichten war er ein Verantwortlicher der zivilen Luftfahrt des Iran.
Die USA hatten im Mai 2018 das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt und wieder Sanktionen gegen Teheran verhängt, die sich unter anderem gegen die iranische Luftfahrtbranche richten.
Washington und Teheran, die keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, hatten im Dezember Gefangene ausgetauscht. Der seit 2016 unter Spionagevorwürfen inhaftierte US-Doktorand Xiyue Wang wurde gegen den in den USA inhaftierten iranischen Forscher Massud Soleimani ausgetauscht. Der Iran erklärte sich daraufhin zu weiteren Gefangenenaustausch-Aktionen bereit.
Im Iran sitzen derzeit eine ganze Reihe westlicher Forscher in Haft. Am 3. März soll vor dem Teheraner Revolutionsgericht der Prozess gegen zwei seit Juni inhaftierte französische Wissenschaftler beginnen, wie deren Anwalt Said Dehghan am Dienstag mitteilte.
Der französisch-iranischen Forscherin Fariba Adelkhah wird demnach "Propaganda gegen das politische System" des Iran und "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" zur Last gelegt. Der Franzose Roland Marchal soll sich ebenfalls wegen Verschwörung vor Gericht verantworten.
Die Anthropologin Adelkhah ist für ihre Arbeit zum schiitischen Islam bekannt und war bereits seit mehreren Monaten zur Feldforschung im Iran, als sie im Juni festgenommen wurde. Ihr Kollege und Freund Marchal, der am selben Forschungsinstitut an der Pariser Universität Sciences Po arbeitet und auf Konflikte in Afrika spezialisiert ist, wollte sie in Teheran besuchen. Er wurde bei seiner Ankunft festgenommen.
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