In den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden demnach weltweit mehr als 17.300 Masernfälle registriert, deutlich mehr als die 9600 Fälle in den gleichen Monaten des Vorjahres. Binnen zwölf Monaten gab es bis April weltweit 21 große Masern-Ausbrüche, die meisten davon in Afrika und dem östlichen Mittelmeerraum.
Als ansteckendste durch Impfungen vermeidbare Infektionskrankheit fungierten die Masern als ein Alarmsignal, sagte Unicef-Experte Christopher Gregory der Nachrichtenagentur AFP. Masernausbrüche deuteten auf Schwächen bei Immunisierungskampagnen hin. Zu befürchten sei beispielsweise auch ein baldiger Anstieg von Gelbfieber-Infektionen. Aus Westafrika würden bereits zunehmend Fälle gemeldet.
Besonders stark von Masern betroffen waren in den vergangenen zwölf Monaten Somalia, der Jemen, Afghanistan, Nigeria und Äthiopien. Die Experten befürchten im Zuge des russischen Angriffkrieges auch eine Zunahme der Fälle in der Ukraine. Das Land verzeichnete bereits in den Jahren von 2017 bis 2019 die höchsten Masern-Infektionsraten in Europa.
Den UN-Organisationen zufolge verpassten zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 mehr als 23 Millionen Kinder die routinemäßigen Masern-Imfpungen. In 43 Ländern wurden die wegen der Pandemie verschobenen Impfkampagnen demnach bis heute noch nicht vollständig nachgeholt. Betroffen seien 203 Millionen Menschen, die meisten davon Kinder.
Die Folgen dieser Unterbrechungen der Impfkampagnen würden noch jahrzehntelang zu spüren sein, warnte WHO-Generalsekretär Tedro Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch. Es sei an der Zeit, die Grundimmunisierung gegen Infektionskrankheiten wieder zum Laufen zu bringen.
Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe oder Ebola. Es können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung auftreten.
gt/ck
© Agence France-Presse