Münster - (SMS) - Lyrik muss nicht immer zwischen Buchdeckeln stehen: Man kann sie rezitieren, visuell veranschaulichen in Filmen oder durch Bildende Kunst, man kann sie akustisch wahrnehmen über ein Sprechkonzert. Oder aber Poetry Slammer präsentieren Lyrik auf der Bühne. „Poetry 2022“ übersetzt Dichtkunst in andere künstlerische Formen und lädt im Vorfeld des Internationalen Lyrikertreffens vom 3. bis zum 22. Mai zu einem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm ein.
Lyrik und die Künste, die Künste und Lyrik - diese Verbindung prägt das Programm. Der wortmächtige polnische Gegenwartsdichter Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki hat ein ausgeprägtes Gespür für die Brisanz aktueller gesellschaftlicher Prozesse sowie ihre Tiefendimension - und besitzt in seinem Heimatland bereits Kultstatus. Die Stadt Münster zeichnet ihn gemeinsam mit seiner Übersetzerin Uljana Wolf und seinem Übersetzer Michael Zgodzay am 22. Mai mit dem Poesiepreis aus. Doch schon bei „Poetry“ rückt die Dichtkunst in all ihren Facetten in den Mittelpunkt und kann an den unterschiedlichsten Orten Münsters erlebt werden.
Poesiefilme, Sprechkonzert und Filmplädoyer
Lyrik erfindet sich immer wieder neu, auch in der Symbiose mit Film und Musik. Gemeinsam präsentieren Filmwerkstatt und Literaturverein Münster den Film „Paterson“ von Jim Jarmusch, ein Portrait über den gleichnamigen dichtenden Busfahrer. Gezeigt wird er im Auditorium des LWL-Museums am Domplatz, dort ist auch Lyriker Jan Volker Röhnert Gesprächspartner. Zudem bringen Filmwerkstatt und Literaturverein den Filmklassiker „Berlin – Die Sinfonie einer Großstadt“ von Walter Ruttmann im Rahmen eines Sprechkonzertes mit Ulrike Almut Sandig und Grigory Semenchuk im Schloßtheater zu Gehör. Am gleichen Ort zeigen Filmclub und Filmwerkstatt auch den Film „Histoire(s) du cinéma“ von Jean-Luc Godard, verbunden mit einem lyrischen Filmplädoyer des Autors Hans Thill.
Lyrische Matineen und Nachtklänge im Schlosspark
Der Theatertreff ist hingegen die Bühne für zwei lyrische Matineen, die vom Literaturverein veranstaltet werden. Vergangene Dichtung wird hier lebendig, wenn aus dem Werk der jung verstorbenen Barock-Lyrikerin Sibylla Schwarz (1621-1638) vorgetragen wird. Zudem rezitieren zwei Schauspielerinnen aus dem Stadtensemble Münster Gedichte von Ruth Klüger, die als junges Mädchen den Holocaust überlebte und in der Poesie ihre Stütze fand. Im Rahmen der poetischen Intervention „(Ge)Dicht an die Nacht“ verbergen sich zur blauen Stunde in den Nischen und Winkeln des Schlossparks die Mitglieder des Stadtensembles. Begleitet von atmosphärischen Klängen können die Besucherinnen und Besucher im Schein von Kerzen und Taschenlampen Gedichten rund ums Thema Nacht lauschen. Ebenfalls voller Tiefsinn und Wortgewalt präsentiert die Wortbühne „TatWort“ zwei Poetry Late Nights im Cuba (Achtermannstraße) sowie eine Lesung mit Sira Busch, die ihr jüngst erschienenes Buch „Weltbilder - wie Normen und Stereotype Gleichberechtigung verhindern“ vorstellt.
Ausstellung und Gesprächsabend
Das flämisch-niederländische Kulturhaus „DeBuren“ und die Paul van Ostaijen-Gesellschaft zeigen gemeinsam mit dem Kulturamt Münster die Ausstellung „Befallene Stadt“ („Besmette stad“). Etwa 150 Künstlerinnen und Künstler aus mehreren Ländern haben sich dazu mit dem Werk „Bezette stad“ des belgischen Dichters Paul van Ostaijen auseinandergesetzt. Vor allem beschäftigte sie die Frage, mit welchen künstlerischen Formaten man dem derzeitigen Zustand der Welt und den heutigen Krisen begegnen kann. Die Ergebnisse sind im Haus der Niederlande im Krameramtshaus zu sehen. Ergänzend dazu findet in der Studiobühne der Uni Münster ein Lyrik- und Gesprächsabend mit vielen Gästen statt.
Info: Veranstalter von „Poetry 2022“ ist das städtische Kulturamt gemeinsam mit den Partnern Filmclub und Filmwerkstatt, Literaturverein, Cuba-Cultur und TatWort, Stadtensemble, Paul van Ostaijen-Gesellschaft und Vlaams-Nederlands Huis deBuren. Das Land NRW fördert die Reihe. Das umfangreiche Programmheft liegt unter anderem aus in der Münster Information im Stadthaus 1 (Heinrich-Brüning-Straße). Alle Infos auch online unter www.stadt-muenster.de/kulturamt/poetry.
Stadt Münster
Foto: Plakat „Poetry 2022“./Stadt Münster.