Nach ukrainischen Angaben haben 20 Zivilisten am Samstag das heftig umkämpfte Asow-Stahlwerk in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol verlassen, um in Sicherheit gebracht zu werden. Die Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, seien zu einem vereinbarten Ort gebracht worden, "und wir hoffen, dass sie nach Saporischschja in von der Ukraine kontrolliertes Gebiet gebracht werden," erklärte der stellvertretende Kommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, in einem auf Telegram veröffentlichten Video.
Die ganze Nacht über sei das Werksgelände von der russischen Artillerie beschossen worden, sagte der Vize-Kommandeur des Regiments, das das Stahlwerk verteidigt. Eine Waffenruhe, die für 06.00 Uhr morgens vereinbart gewesen sei, habe erst fünf Stunden später begonnen, werde jedoch seither eingehalten. Ein vor 06.00 Uhr morgens erwarteter Evakuierungskonvoi sei schließlich erst mehr als zwölf Stunden später eingetroffen.
Das Asow-Regiment durchsuche das Industriegelände nach weiteren Zivilisten und hoffe, dass sie alle in Sicherheit gebracht werden könnten, sagte Palamar. In dem Komplex mit weitläufigen unterirdischen Tunnelanlagen sollen sich noch hunderte ukrainische Soldaten und Zivilisten befinden, darunter dutzende Kinder.
Russland hatte in der vergangenen Woche erklärt, mit Ausnahme der Stahlwerke die vollständige Kontrolle über die strategisch wichtige Hafenstadt im Südosten der Ukraine erlangt zu haben. Kreml-Chef Wladimir Putin ordnete die Belagerung des Industriegeländes Asow-Stahl an. UN-Generalsekretär António Guterres hatte bei einem Besuch in Kiew am Donnerstag erklärt, die UNO tue "alles", um eine Evakuierung von Zivilisten aus dem Stahlwerk zu erleichtern.
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© Agence France-Presse