Russische Soldaten hatten Anfang März die Kontrolle über das Kernkraftwerk in der südukrainischen Stadt Enerhodar nahe der Regionalhauptstadt Saporischschja übernommen. Bei den Kämpfen um das Akw war auf dem Gelände ein Feuer ausgebrochen, was international Furcht vor einer nuklearen Katastrophe ausgelöst hatte.
Während einer von der russischen Armee organisierten Pressereise konnten AFP-Reporter nun die Schäden auf dem Gelände des größten europäischen Akw in Augenschein nehmen. Die Fassade eines großen Verwaltungsgebäudes wies Brandspuren auf und viele Fenster waren zersplittert. An den sechs Reaktorgebäuden waren hingegen keine Spuren von Beschuss oder Bombardierung zu sehen.
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hatte sich am Donnerstag besorgt über den fehlenden Zugang seiner Behörde zu dem Akw gezeigt. "Saporischschja steht ganz oben auf meiner Sorgenliste, wenn es um die Situation der Atomanlagen in der Ukraine geht", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi.
Der russische Generalmajor Waleri Wassiljew versicherte am Sonntag jedoch, das Kraftwerk funktioniere "normal und entspricht den nuklearen, radioaktiven und ökologischen Standards". Auch der nach dem Einmarsch Russlands installierte Bürgermeister von Enerhodar, Andrej Schewtschik, betonte: "Hier ist alles in Ordnung."
"Wir sind bereit, Strom nach Europa zu verkaufen. Jeder Käufer ist willkommen. Es ist sehr billig!", fügte der pro-russische Politiker hinzu.
Es herrscht jedoch große Unklarheit über den Betrieb des Kraftwerks, der weiterhin von ukrainischen Mitarbeitern sichergestellt wird. Gespräche mit den Angestellten waren während der Pressereise am Sonntag nicht möglich. Das Akw verfügt über eine Kapazität von 5700 Megawatt. Unter normalen Umständen liefert Saporischschja ein Fünftel des ukrainischen Stroms und fast die Hälfte der Kernenergie des Landes.
bfi
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