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Großangelegter Angriff in Mariupol

Russland startet einen großangelegten Angriff auf ein Stahlwerk in Mariupol. Es wird eine sofortige Maßnahme zur Evakuierung von Zivilisten gefordert.

Russland hat am Dienstag offenbar den Sturm auf die letzte Bastion ukrainischer Kämpfer in der Hafenstadt Mariupol gestartet. Derzeit laufe ein großangelegter Angriff russischer Bodentruppen mit Panzern auf den Industriekomplex des Konzerns Asow-Stahl, erklärte der stellvertretende Kommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, in einer Videobotschaft im Messengerdienst Telegram. Die russischen Streitkräfte versuchten, "eine große Anzahl an Bodentruppen mit Booten" anzulanden.

"Wir werden alles tun, um diesen Angriff abzuwehren", sagte Palamar weiter. "Aber wir fordern sofortige Maßnahmen zur Evakuierung der Zivilisten, die sich auf dem Gelände der Anlage befinden".

Einheiten der russischen Armee und prorussische Separatisten hatten laut dem russischen Verteidigungsministerium zuvor mit Artillerie und Flugzeugen begonnen, "Gefechtsstellungen" der ukrainischen Truppen in dem Stahlwerk zu zerstören. Palamar hatte berichtet, der Komplex sei die gesamte Nacht über bombardiert worden, zwei Frauen seien dabei getötet worden.

Die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer ist zum Symbol der russischen Kriegsführung in der Ukraine geworden. Russische Truppen hatten die inzwischen weitgehend zerstörte Stadt bereits in den ersten Kriegstagen umzingelt. Erklärtes Ziel Moskaus ist die Herstellung einer Landverbindung zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sowie zu der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region Transnistrien in der Republik Moldau.

Die Ukraine schätzt die Zahl der seit Beginn der Belagerung gestorbenen Menschen in Mariupol auf mindestens 20.000. Mittlerweile ist das Stahlwerk die letzte Bastion des ukrainischen Widerstands in der Stadt.

In den unterirdischen Gängen der Anlage befinden sich nach Angaben der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk noch hunderte Zivilisten. Die Menschen hätten kaum Zugang zu Wasser und Nahrung, viele benötigten zudem medizinische Hilfe. Nach UN-Angaben vom Dienstag konnten 101 Zivilisten mit Hilfe des Roten Kreuzes in den vergangenen fünf Tagen aus der Anlage in Sicherheit gebracht werden. 


ans/mid

 

© Agence France-Presse