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Poesie und die Krisen von heute

Eine Hommage an Paul van Ostaijen. Die Ausstellung und der Gesprächsabend im Rahmen von „Poetry 2022“.

Mit welchen künstlerischen Formaten lässt sich dem derzeitigen Zustand der Welt begegnen? Mit dieser Frage haben sich rund 150 Künstlerinnen und Künstler über zwei Jahre lang beschäftigt, als Grundlage diente der Gedichtband „Bezette stad“ („Besetzte Stadt“) des flämischen Dichters Paul van Ostaijen.

Alle Ergebnisse sind in einer Ausstellung zusammengeflossen, die nun bis zum 22. Mai 2022 im Haus der Niederlande im Krameramtshaus zu sehen ist und vom Kulturamt der Stadt Münster in Zusammenarbeit mit der flämisch-niederländischen Organisation „deBuren“ und der Paul-van-Ostaijen-Gesellschaft präsentiert wird.

„Die Ausstellung wird in dieser Form nun erstmalig gezeigt und feiert in Münster ihre Deutschlandpremiere“, freut sich Kuratorin Anna Eble. Neben einem historischen Rahmen enthält die Ausstellung eine faszinierende Auswahl an visuellen und literarischen Arbeiten, die aus dem Projekt hervorgegangen sind. In einem kleinen Kino können die Besucherinnen und Besucher außerdem audiovisuell in die Welt von „Befallene Stadt“ eintauchen.

Ergänzend dazu findet am 13. Mai, Freitag, um 20 Uhr ein Lyrik- und Gesprächsabend in der Studiobühne der Universität Münster statt. In dessen Mittelpunkt steht das letzte Gedicht aus "Besetzte Stadt", „De Aftocht“ („Der Rückzug“), in dem van Ostaijen von Berlin aus auf die Befreiung Antwerpens am Ende des Ersten Weltkriegs zurückblickt. Hundert Jahre später reagieren nun flämische, niederländische, deutsche und österreichische Künstlerinnen und Künstler, Dichterinnen und Dichter auf diesen Rückzug - in Bild, Sprache und Musik. Auf der Bühne geben unter anderem Franzobel, Maxim Februari, Karosh Tara, Reinout De Pauw und Seda Tunç künstlerische Antworten. Der Van-Ostaijen-Biograph Matthijs de Ridder führt das Publikum durch den historischen und künstlerischen Kontext.

Paul van Ostaijen (1896-1928) war ein Expressionist, dessen Werk sich den Einflüssen des Dadaismus und des frühen Surrealismus öffnete. In seiner Heimat ist er längst ein Klassiker, hierzulande muss er neu entdeckt werden. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte Paul van Ostaijen in Berlin. Er schrieb dort den Gedichtband „Bezette Stad“ („Besetzte Stadt“), der die Geschichte eines jungen Mannes aus Antwerpen erzählt, den es in eine Welt verschlagen hat, die durch die Auswirkungen des Krieges tief in der Krise steckt. Anlässlich des 125. Geburtstages von Paul van Ostaijen und des 100. Geburtstages von „Besetzte Stadt“ untersuchten das Kulturhaus „deBuren“ und die Paul-van-Ostaijen-Gesellschaft ab März 2020 in dem Projekt „Besmette Stad“ („Befallene Stadt“) die Parallelen zwischen der Krise, in der sich die Welt nach dem Ersten Weltkrieg befand, und den Krisen, denen wir uns heutzutage ausgesetzt sehen.

Das Projekt findet in Kooperation mit zahlreichen Partnern statt, u.a. dem Kulturamt Münster, Explore the North, dem Europäischen Laboratorium e.V., dem Literaturverein Münster, dem Center for Literature und dem Institut für Niederländische Philologie der WWU Münster. Es wird vom Land NRW, der Kunststiftung NRW, dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten von Flandern, den Regierungen Flanderns und der Niederlande, der Nederlandse Taalunie, Literatuur Vlaanderen, dem Nederlands Letterenfonds und Sabam For Culture unterstützt. Die Veranstaltungen in Münster werden im Rahmen von „Poetry 2022“ präsentiert.

 

Stadt Münster

Bild: Willem Bongers-Dek (v.l., Leitung "deBuren"), Kuratorin Anna Eble, Künstlerin Shamisa De Broey, Matthijs de Ridder (Paul Van Ostaijen-Biograf) und Künstlerin Hélène Gelèns. Foto: Stadt Münster/Kuiter.