Münster - (SMS) - Befreier, Besatzer, Verbündete, Freunde - und was noch? Über mehr als 70 Jahre lebten britische Militärangehörige und ihre Familien in Westfalen neben und mit den Deutschen. Die Historikerin Dr. Bettina Blum forscht aktuell, wie britische Familien diese Stationierung erlebten und wo und wie sich Deutsche und Briten begegneten. Ihre Ergebnisse stellt sie vor beim Themenabend im Stadtarchiv am Donnerstag, 19. Mai, ab 18 Uhr. Die Teilnahme ist online möglich, eine begrenzte Platzzahl steht im Stadtarchiv (An den Speichern 8) zur Verfügung.
Bettina Blum sprach mit Soldaten und Soldatinnen sowie ihren Familienangehörigen, mit ehemaligen Schülern und Lehrerinnen an britischen Schulen, mit britischen Militärgeistlichen, deutschen Kneipenwirten, Mitgliedern in Schützen- oder Sportvereinen, Militärpolizisten, Verbindungsoffizieren, Bürgermeisterinnen und vielen anderen. Insgesamt haben sich mehr als 300 Menschen – Briten und Deutsche aller Altersgruppen – an dem Projekt beteiligt und Fotos, Dokumente und spannende Erinnerungen geteilt.
Hunderttausende von britischen Soldaten und Familienangehörigen wurden – meist nur für wenige Jahre – nach Deutschland versetzt. „Home is where the Army sends us“ („Wir sind dort zu Hause, wo die Armee uns hinschickt“), hieß es. Und so mussten britische Familien immer wieder fremde Orte zu ihrem Zuhause machen und unbekannte Menschen zu ihren Nachbarn und Freunden. Zwar stellte ihnen das britische Militär eine eigene Infrastruktur für alle Bereiche des Alltags zur Verfügung, dennoch verließen viele das „Camp“ und suchten die Begegnung mit Deutschen – die wiederum nannten die britischen Siedlungen manchmal „Klein London“.
Die deutsche Bevölkerung – auch in Münster - verhielt sich unterschiedlich. Einige hielten Distanz, andere freuten sich über Gelegenheiten zum Englischlernen. Auch Münsteranerinnen und Münsteraner arbeiteten für die britischen Streitkräfte oder fanden in der Community Freunde oder ihre Ehepartner.
Beim Themenabend im Stadtarchiv am 19. Mai beleuchtet Bettina Blum ab 18 Uhr gleichermaßen die britische als auch die deutsche Perspektive des Lebens mit- und nebeneinander. Sie lädt das Publikum zur Diskussion über eigene Erfahrungen ein. Zu ihrem Vortrag wird sie zahlreiche persönliche Fotos und Interviewausschnitte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mitbringen und so ein facettenreiches und lebendiges Bild der gemeinsamen deutsch-britischen Geschichte zeichnen.
Der Themenabend wird wieder ab 18 Uhr live im Internet übertragen. Der direkte Zugang erfolgt über www.stadt-muenster.de/archiv oder über www.twitch.tv/stadtarchivms. Eine begrenzte Personenzahl kann persönlich teilnehmen.
Stadt Münster
Foto: Britische Familie vor ihrer Wohnung in Münster-Coerde, 1961./Stadtarchiv, Sammlung Henning Stoffers.