Andrianowna und drei weitere Ehefrauen ukrainischer Soldaten waren am 23. April von Kiew aus aufgebrochen und machten bisher Station in Polen, Deutschland und im Vatikan, wo Papst Franziskus sie zu einer kurzen Audienz empfing.
Die Lage in dem Stahlwerk sei so kritisch, dass "jeder Tag so viel zählt wie sechs Monate oder ein Jahr", sagte Andrianowna im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP, an dem drei der vier Frauen teilnahmen. Die vierte blieb krankheitsbedingt fern.
Es gebe in dem Stahlwerk keine Lebensmittel mehr, auch das Wasser sei knapp, sagte Andrianowna. Die Kämpfer müssten sich wenige Becher teilen und könnten nur "alle sechs bis acht Stunden einen Schluck trinken". Seit der Bombardierung eines Lazaretts in dem Industriekomplex müssten die Soldaten zudem "ohne Betäubung operiert und amputiert werden".
Swjatoslaw Palamar, ein Kommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, hatte kürzlich erklärt, unter den 1000 eingeschlossenen Soldaten seien fast 600 Verletzte. Auch Andrianownas Mann zählt dazu. Erst nach zwei Wochen gestand er ihr, dass er am Bein verletzt wurde.
Eine Kapitulation komme für die Männer trotzdem nicht in Frage, berichteten ihre Ehefrauen. Gefangen genommene Mitglieder des ukrainischen Asow-Regiments seien grausam gefoltert worden, sagte Andrianowna. "Im Anschluss haben die Russen die Fotos der Leichen der Gefolterten an deren Mütter geschickt."
Trotz ihrer Appelle habe sich bislang kein Land bereit erklärt, bei der Befreiung der Kämpfer zu helfen, berichtete die Gruppe. Die Frauen wollen ihre Reise dennoch in weitere Länder fortsetzen, bis "unsere Männer evakuiert und befreit sind", sagte Hanna Naumenko.
noe/bfi
© Agence France-Presse