Berlin - (ots) - Die geplanten Bundeswehr-Milliarden eröffnen eine neue Perspektive für die insolventen Werften in Mecklenburg-Vorpommern. So prüft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ein Gebot für den Standort in Wismar, um für die Armee U-Boote zu bauen. Für Rostock habe die Bundeswehr selbst Interesse, erfuhr das Wirtschaftsmagazin CAPITAL (Ausgabe 6/2022, EVT am 19.05.) von Beteiligten des Insolvenzverfahrens.
Demnach ist die Unternehmensberatung Roland Berger damit beauftragt, das Bieterverfahren für die Bestandteile der MV Werften, die im Januar Insolvenz anmelden mussten, zu organisieren. "Roland Berger ist von mir mandatiert", bestätigte Insolvenzverwalter Christoph Morgen. Er sehe "an beiden Standorten sehr gute neue Chancen, nachhaltig Beschäftigung im Schiffbau oder der Schiffsreparatur sicherzustellen", sagte Morgen. Ob die Rettung per Rüstung klappt, hängt aber letztlich von Entscheidungen im Bundesverteidigungsministerium ab.
TKMS baut derzeit in Kiel U-Boote für Deutschland und Norwegen. Hier könnte der Bund zusätzliche Boote bestellen, die dann aber anderswo entstehen müssten. In Rostock liebäugelt die Bundesmarine damit, einen Teil des Geländes für Reparaturarbeiten zu nutzen.
Als Alternative zur Rüstung wurde diskutiert, in den Werften langfristig dringend benötigte Strukturen künftiger Offshore-Windparks zu bauen. Hier fehlt es bisher jedoch an konkreten Investitionsprojekten, diese Planungen sind ungewiss. Insolvenzverwalter Morgen sucht auch Käufer für das weltgrößte Kreuzfahrtschiff "Global Dream", das in Wismar auf Reede liegt. Es gäbe zwar Interessenten, sagt Morgen, aber um das Schiff fertigzustellen, müssten viele komplizierte Entscheidungen gleichzeitig fallen. Interesse hat etwa die schwedische Stena Line, die wohl die gesamte Flotte des Schiffsbestellers Dream Cruises kaufen will. Was aus den restlichen Schiffen wird, hängt aber von dessen Insolvenzverfahren ab, das auf Bermuda läuft.
Capital, G+J Wirtschaftsmedien