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Warnung: "Auseinanderbrechen" der Gesellschaft

Der Wohlfahrtsverband warnt wegen der Inflation vor einem "Auseinanderbrechen" der Gesellschaft.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband befürchtet im Falle einer anhaltend hohen Inflation eine massive gesellschaftliche Spaltung. "Wenn sich die Inflationsrate so weiterentwickelt, dann wird die Gesellschaft am unteren Rand auseinanderbrechen", sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider am Samstag den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Dann haben wir Millionen Haushalte, die nicht mehr wissen, wie sie über den Monat kommen sollen", warnte er. "Das wird sich auch politisch auswirken."

Schneider kritisierte, dass nicht ausreichend zur Kenntnis genommen werde, "was sich aufgrund der Preissteigerungen am unteren Rand der Gesellschaft im Moment abspielt". Die Tafeln kämen der wachsenden Nachfrage kaum noch nach. "Wer zu den Tafeln geht, der tut das, weil er in bitterer Not ist. Dennoch wird das kaum beachtet", sagte er den RND-Zeitungen.

Das jetzt von Bundestag und Bundesrat verabschiedete Entlastungspaket helfe dagegen kaum. Es sei vielmehr sozial, ökologisch und haushaltspolitisch bedenklich. "Die Haushalte, die ohnehin am meisten haben, bekommen die größte Entlastung", kritisierte Schneider. Dabei sei es nur vernünftig, vor allem denen zu helfen, die wirklich Hilfe bräuchten, damit der Staat finanziell handlungsfähig bleibe, sagte Schneider.

Der Hauptgeschäftsführer forderte das sofortige Heraufsetzen des Hartz-IV-Regelsatzes von 449 auf 678 Euro, die volle Übernahme der Stromkosten für Bezieher von Grundsicherung, die Umstellung des Wohngeldes auf Warmmiete sowie die Ausweitung des Empfängerkreises von Wohngeld. Dies müsse analog auch für alle Bafög-Bezieher unter den Studierenden gelten, mahnte Schneider. "Dann hätten wir jene erwischt, die wirklich arm sind."

Laut dem jüngsten Armutsbericht des Paritätischen waren im Jahr 2020 insgesamt 13,4 Millionen Menschen in Deutschland von Armut betroffen, was 16,1 Prozent der Bevölkerung entspricht. Als arm gilt dabei, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Dabei wird das gesamte Nettoeinkommen des Haushaltes betrachtet, also inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag oder anderer Zuwendungen. Das mittlere Einkommen bezeichnet den Wert, bei dem es - anders als beim Durchschnittseinkommen - genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Einkommen gibt.

Die Inflationsrate war zuletzt deutlich gestiegen. Im April erreichte die Teuerung bei den Verbraucherpreisen laut Statistischem Bundesamt 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

jm/ck