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Die "neue Frau" in "Der Augenblick"

Die Ausstellung umfasst verschiedene Kapiteln der Werke von Annelise Kretschmer. Ein Thema der Ausstellung ist das Leben Kretschmers als "Neue Frau".

Münster - (lwl) - In Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die Ausstellung "Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer" (bis 14.8.). In verschiedenen Kapiteln beleuchtet die Ausstellung das umfangreiche Werk der Fotografin Annelise Kretschmer aus über einem halben Jahrhundert Schaffenszeit. Ein Thema der Ausstellung ist das Leben Kretschmers als "Neue Frau".

Die fotografischen Selbstbildnisse und Porträts Annelise Kretschmers dokumentieren einen Rollenwechsel. Stellte sie sich in ihren frühen Aufnahmen noch brav mit Mittelscheitel und halblangem Haar dar, inszenierte sie sich Ende der 1920er-Jahre als Personifikation jenes Frauenbilds, das unter dem Schlagwort "Neue Frau" als Typus etabliert wurde.

Die Fotografin Annelise Kretschmer zeigte sich bei ihren Selbstporträts vor allem zur Zeit der Weimarer Republik selbstbewusst und dem Typus der "Neuen Frau" entsprechend. Annelise Kretschmer, Bildnis Annelise Kretschmer mit Kamera, 1928/Reproduktion: LWL MKuK/Hanna Neander/© Nachlass Annelise Kretschmer, LWL Museum für Kunst und Kultur, MünsterBobfrisur und knielange Röcke - Annelise Kretschmer zeigte sich bei ihren Selbstporträts vor allem zur Zeit der Weimarer Republik selbstbewusst und dem Typus der "Neuen Frau" entsprechend. Ausgehend von ihren Anfängen in den 1920er-Jahren, als die Fotografie modern und als Berufsbild tauglich wurde, betrieb Annelise Kretschmer in Dortmund ihr erfolgreiches Fotostudio und verwirklichte ihre Idee, sich als Frau in einem Nischenberuf zu etablieren.

Ebenso privat, auch bedingt durch ihre Lebensumstände, führte Kretschmer ein modernes Leben. Biographische Verweise, wie das Leben als Alleinverdienerin in der Familie und jahrelange Besitzerin des Ateliers in Dortmund verdeutlichen die Abgrenzung von klassischen Rollenbildern.

Auch wenn sich Kretschmer nie politisch für Frauenrechte eingesetzt hat, hat sie durch ihre Fotografien das konservative Bild der Frau aufgebrochen. Das lässt sich im Besonderen an den Modefotografien zeigen. Die Modelle setzte Kretschmer selbstbewusst und unabhängig - dem zeitgenössischen Typus der "Neuen Frau" entsprechend - in Szene.

Der Ausstellungstitel "Der Augenblick" greift das besondere Gespür Kretschmers beim Einfangen der Emotionen ihrer Protagonist:innen auf. Dadurch gelangen ihr Porträtaufnahmen, die als das herausragende Charakteristikum ihres Schaffens gelten. Auch ihre frühen Modefotografien sind eher dem Porträt verpflichtet als der Werbung. 


Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Titelbild: Ihre Modelle setzte die Fotografin Annelise Kretschmer selbstbewusst und unabhängig - dem zeitgenössischen Typus der "Neuen Frau" entsprechend in Szene. Annelise Kretschmer, Bildnis Gisela Silberbach im Abenkleid mit Seidenstola, 1929/Reproduktion: LWL MKuK/ Hanna Neander/© Nachlass Annelise Kretschmer, LWL Museum für Kunst und Kultur, Münster