Diese mit insgesamt 180.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde erstmals in vier Kategorien vergeben: für besondere Innovationsleistung, an einen herausragenden Nachwuchsforscher, als innovation2business für schnellen Transfer in die Wirtschaft sowie als Ehrenpreis.
Ministerpräsident Hendrik Wüst anlässlich der Preisverleihung in der Kunstsammlung Düsseldorf: „Innovationen schaffen Zukunft. Ideenreichtum und Engagement – das sind hierzulande längst die wichtigsten Rohstoffe. Mit Wissenschaft und Forschung werden wir die großen Zukunftsaufgaben lösen: Krankheiten wie Alzheimer oder Krebs werden wir mit exzellenter Wissenschaft und Forschung besiegen. Mit Quantencomputing und KI lassen wir die Mobilität von Morgen wirklich werden. Und mit neuen Ideen und Innovationen bringen wir Klimaschutz mit Wachstum und guten, sicheren Arbeitsplätzen in Einklang. Mit Innovationen haben wir in Nordrhein-Westfalen schon viele Herausforderungen gemeistert. Ein sauberer Rhein und ein blauer Himmel über der Ruhr waren vor 60 Jahren für viele Menschen unvorstellbar. Aber Wissenschaft, Forschung, Ideenreichtum, Investitionen, all das hat dazu geführt, dass eine große Transformation schon einmal gelungen ist.“
Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Mit den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern ehren wir Menschen, die mit außergewöhnlichem Talent, großer Beharrlichkeit und kreativer Zielstrebigkeit an ihren Projekten gearbeitet haben. Sie haben in den Sektoren Biosensorik, Energiesysteme und Quantenkommunikation von Nordrhein-Westfalen aus Durchbrüche erzielt, die international Aufmerksamkeit geweckt haben und in vielfältiger Weise zur Anwendung kommen werden. Auf diese Erfolgsgeschichten können wir stolz sein.“
Ausgezeichnet wurden Elektrotechnik-Ingenieur Professor Dr. Antonello Monti (Aachen), der Quantentechnologe Dr. Wladick Hartmann (Münster) und die Biomedizinerin Dr. Gabriela Figueroa Miranda (Jülich), den Ehrenpreis erhielt der Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Essen, Professor Dr. Christoph M. Schmidt.
Die Preisträger im Einzelnen:
Kategorie „Ehrenpreis“: Professor Dr. Christoph M. Schmidt.
Die Auszeichnung geht an den Präsidenten des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, Professor Dr. Christoph M. Schmidt. Der 1962 im australischen Canberra geborene Wissenschaftler ist einer der führenden europäischen Ökonomen: Nach Studium in Mannheim und Promotion in Princeton war er DFG-Habilitationsstipendiat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und von 1995 bis 2002 Professor für Ökonometrie an der Universität Heidelberg. Seit 2002 ist er Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und zugleich Professor für Wirtschaftspolitik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Angewandte Ökonometrie, insbesondere der arbeits- und bevölkerungsökonomischen sowie energiepolitischen Fragestellungen. Dabei legt er großen Wert auf eine anwendungsorientierte und interdisziplinäre Ausrichtung seiner Forschungsarbeit. Er setzt sich für eine CO2-Bepreisung, eine internationale Koordination zur Bekämpfung des Klimawandels und ein Schulfach Wirtschaft ein. Seit 2005 verantwortet Prof. Schmidt die Innovationsberichterstattung für das Land NRW durch das RWI und hat sehr früh Beiträge zur Messbarkeit von Innovationsleistungen und -Kompetenzen geleistet. Die wissenschaftlich fundierte Befassung mit den Einflussfaktoren und Indikatoren Gesamtwirtschaftlicher Innovation stellt eine innovative Forschungsleistung dar, die uns erlaubt, die stets knappen öffentlichen und privaten Mittel für Forschung & Entwicklung so wirksam wie möglich einzusetzen.
Professor Schmidt hat zahlreiche Funktionen und Ämter inne, u.a. leitete er von 2013-2020 als „Wirtschaftsweiser“ den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Seit 2020 ist er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln und Mitglied des Expertengremiums zur Förderung von Spitzenforschung an Universitäten („Exzellenzstrategie“) der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz.
Innovationsminister Professor Dr. Andreas Pinkwart: „Prof. Schmidt ist ein herausragender Ökonom von internationalem Rang, der es versteht, seine wissenschaftliche Expertise gewinnbringend in die politischen und gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit einzubringen. In seiner Persönlichkeit verbindet er eine hohe Forschungskompetenz mit dem Interesse, die Gesellschaft in wichtigen Feldern – wie Altersvorsorge, Arbeitsmarkt, Bildung, Förderung der Erneuerbaren Energien – voranzubringen. Dabei gelingt es Prof. Schmidt immer wieder, theoretische Expertise empirisch zu untermauern und für die Wirtschaftspolitik umsetzbare Vorschläge zu entwickeln.“
Kategorie „Innovation“: Universitätsprofessor Antonello Monti, PhD, Aachen.
Professor Antonello Monti ist Institutsleiter am Automation of Complex Power Systems an der RWTH Aachen. In der Fachdisziplin „Smarte Energiesysteme“ hat er mit seinem Team die hoch innovative Plattform SOGNO (Service Oriented Grid for the Network of the Future) entwickelt. Dabei geht es um eine neuartige, komplexe Software-Plattform für Verteilnetzbetreiber. Ziel der Plattform ist die verbesserte Steuerung der Netze, um so eine möglichst hohe Nutzbarkeit zu ermöglichen. Durch die Verwendung digitaler Steuerungsinstrumente kann die Auslastung der bestehenden Netze erhöht werden. Im Kontext der Energiewende ist dies deshalb von besonderem Interesse. SOGNO (italienisch für „Traum“) hat in Feldtests seine Nutzbarkeit nachgewiesen und wurde bereits in mehreren Feldtests implementiert.Durch die hoch moderne Steuerungstechnologie können die Kosten der Transformation des Stromsystems substanziell vermindert werden
Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Wirtschaft und Gesellschaft haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2045 wollen wir in Nordrhein-Westfalen klimaneutral wirtschaften. Damit diese Transformation gelingt, stellen wir die Energieversorgung Schritt für Schritt auf Erneuerbare Energien um. Das stellt die Stromverteilnetze vor riesige Herausforderungen. Prof. Monti und sein Team haben eine Plattform entwickelt, um die Kapazitäten bestehender Netze besser zu nutzen und so den Ausbau der Erneuerbaren zu unterstützen. Solche innovativen Lösungen können die Energiewende erleichtern und die Akzeptanz von Bürgerinnen und Bürgern stärken.“
Kategorie innovation2business: Dr. Gabriela Figueroa Miranda, Jülich
Ein internationales Team um die beiden Forscherinnen Dr. Gabriela Figueroa Miranda und Dr. Viviana Rincón Montes am Forschungszentrum Jülich hat einen quantitativen Schnelltest entwickelt, der Malaria in einem frühen Stadium der Krankheit nachweisen und zwischen verschiedenen Malariaparasitenarten unterscheiden kann. Dr. Figueroa Miranda erhält stellvertretend für das Team den Preis.
Mit dem neuartigen Malariasensor gelingt es, mit kleinsten Blutproben eine Infektion zuverlässig zu erkennen. Der neue Sensor lässt sich kostengünstig herstellen. Die Bedeutung dieser Innovation für die Gesundheit vor allem in den ärmeren Ländern ist herausragend.
Die Innovationsqualität ist durch den geschickten Ansatz von biosensorischer Herangehensweise mittels Aptamere, der gewählten Messmethodik, Technologie von Sensorarrays und chemischer Oberflächenmodifizierung in dieser Kombination überaus hoch. Eine erfolgreiche Messung in Vollblut stellt für die Biosensorik einen wichtigen Punkt in der anwendungsorientierten Forschung dar. Dr. Gabriela Miranda und Viviana Montes haben die Innovation zum Patent angemeldet und planen die Ausgründung eines Start-ups für die Schnelldiagnose unterschiedlicher Infektionskrankheiten.
Minister Pinkwart: „Wir haben in Nordrhein-Westfalen eine Dichte an hervorragenden Forschungseinrichtungen, die europaweit einzigartig ist. Entscheidend ist die konkrete Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in die Praxis, wie dies den Forscherinnen um Dr. Gabriela Figueroa Miranda mit ihrem innovativen Schnelltest eindrucksvoll gelungen ist. Ihr Engagement bringt die Gesellschaft voran und hilft, junge Menschen für die Forschung zu begeistern.“
Kategorie Nachwuchs: Dr. Wladick Hartmann, Münster.
Dr. Wladick Hartmann, CTO der Pixel Photonics GmbH, Münster, und sein Team haben hochschnelle und nachweisbar sichere Quantenkommunikationssysteme auf der Basis supraleitender Nanodrähte entwickelt. Die innovative Einbettung in integriert optische Schaltkreise ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Quanteninternet.
Die Kernkompetenz von „Pixel Photonics“ liegt bei supraleitenden Einzelphoton-Detektoren (Quantendetektoren). Das daraus resultierende Geschäftsmodell zielt auf neue Geschäftsfelder im Bereich der photonischen Technologien, die bisher nicht mit marktgerechten Lösungen bedient werden konnten. Gerade dieser Technologiesprung kann aber mit dem Ansatz der skalierbaren supraleitenden Detektionstechnologie gelingen. Zu den Anwendungsmöglichkeiten zählen Quantenkommunikation und Quantencomputing, die optische Sensorik und hochempfindliche Kameras im weitesten Sinne. Mit ihren verfügbaren Technologien und ihrem Knowhow ist die „Pixel Photonics“ in der Lage, neue Schlüsselprodukte für diese Segmente auf den Markt zu bringen. Durch den Zugang zu breiten Spektralbereichen, höchster zeitlicher Auflösung gepaart mit höchster Sensitivität kann hier absolutes Neuland in der optischen Analytik betreten werden.
Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Die Quantentechnologie eröffnet dem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen ganz neue Perspektiven. Dafür ist das Nachwuchsteam um Dr. Hartmann, das sich aus der WWU Münster ausgegründet hat, ein herausragendes Beispiel. Nach langjähriger Forschungsarbeit haben ihre innovativen hochsensitiven Lichtdetektoren den Sprung in die kommerzielle Anwendung geschafft.“
Die Preisgelder:
Kategorie Innovation - 100.000 Euro.Kategorie Nachwuchs - 50.000 Euro.Kategorie innovation2business – 30.000 EuroDer Ehrenpreis ist nicht mit einem Preisgeld verbunden.
Alle Preisträger erhalten eine Skulptur, die von einem der renommiertesten zeitgenössischen Künstler, Prof. Dr. Markus Lüpertz, ehemaliger Rektor der Kunstakademie, exklusiv für das Land Nordrhein-Westfalen geschaffen wurde.
Mit der Auslobung des Innovationspreises rückt die Landesregierung bereits zum zwölften Mal Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, die durch ihre Forschung, Entwicklung und ihrem unbedingten Willen zur konkreten Anwendung in herausragender Weise dazu beitragen, dass Innovationen verwirklicht werden. Mit der Auszeichnung fördert das Land besonders Forschungsergebnisse, die zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen geeignet erscheinen.
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Bild: ©MWIDE NRW / S. Kurz