Der Angriff ereignete sich an einer Grundschule der 135 Kilometer westlich von San Antonio gelegenen Kleinstadt Uvalde. Der Angreifer hatte nach Angaben von Beamten des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit zunächst auf seine Großmutter geschossen. Anschließend floh er bewaffnet mit mindestens einem Gewehr in seinem Auto.
Nach einem "spektakulären" Unfall drang er in die Robb Elementary School ein, wo er in mehreren Klassenzimmern das Feuer eröffnete. Dabei tötete er neben den 19 Kindern auch zwei Erwachsene, darunter mindestens eine Lehrkraft. Polizisten hatten noch versucht, ihn am Betreten der Schule zu hindern. Sie erschossen den mit einer Schutzweste ausgestatteten Angreifer schließlich.
Bei dem Schusswechsel wurden Gouverneur Greg Abbot zufolge auch zwei Beamte leicht verletzt. Die Großmutter des Verdächtigen wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Ihr Gesundheitszustand ist unklar.
Abbott nannte den Namen des Verdächtigen als Salvador Ramos. Sein Motiv war zunächst unklar. Die Polizei geht davon aus, dass er allein handelte. Auf mittlerweile gelöschten Fotos auf der Bilderplattform Instagram hatte er halbautomatische Gewehre präsentiert.
Die Grundschule hat rund 500 Schüler, die meisten von ihnen haben hispanische Wurzeln. Donnerstag wäre ihr letzter Schultag gewesen.
US-Präsident Joe Biden prangerte in einer emotionalen Ansprache am Abend die grassierende Waffengewalt in seinem Land an, die er auf die laxen Waffengesetze schob. "Wann, in Gottes Namen, werden wir der Waffenlobby die Stirn bieten?", fragte Biden. Es sei höchste Zeit, "diesen Schmerz in Taten zu verwandeln, für jeden Elternteil, jeden Bürger dieses Landes".
"Ich bin angewidert und müde", fügte der 79-Jährige an. "Ein Kind zu verlieren ist, als würde ein Teil deiner Seele herausgerissen", sagte Biden mit bebender Stimme. Er selbst hatte bei einem Autounfall 1972 seine erste Frau und die gemeinsame Tochter sowie 2015 seinen Sohn Beau verloren, der an Krebs gestorben war.
"Sagen Sie mir nicht, dass wir keinen Einfluss auf dieses Gemetzel haben können", sagte er an die Adresse der Republikaner, die sich gegen strengere Waffengesetze wehren. Die Waffenflut im Land, insbesondere Sturmgewehre, müsse stärker reguliert werden.
Biden kam gerade von seiner Asienreise zurück. Noch im Flugzeug ordnete er an, die US-Flaggen auf halbmast zu setzen, wie das Weiße Haus erklärte.
In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Schusswaffenattacken. Davon betroffen sind immer wieder auch Schulen.
So erschoss ein 20-Jähriger im Dezember 2012 bei einem Angriff auf die Sandy-Hook-Grundschule in der Stadt Newtown im Bundesstaat Connecticut 20 Kinder und sechs Erwachsene. Am Valentinstag 2018 eröffnete ein damals 19-Jähriger mit einem halbautomatischen Gewehr das Feuer auf Schüler und Lehrer seiner ehemaligen Schule in Parkland im Bundesstaat Florida und tötete 17 Menschen.
Außerhalb von Schulen sorgte zuletzt der rassistisch motivierte Angriff auf einen Supermarkt in Buffalo im Bundesstaat New York für Entsetzen. Der 18-jährige Angreifer erschoss dabei am 14. Mai zehn Menschen, die meisten Opfer waren Afroamerikaner.
Schusswaffen sind in den USA weit verbreitet - und Schusswaffengewalt ist in dem Land alltäglich. Nach Angaben der Website "Gun Violence Archive" wurden allein im vergangenen Jahr knapp 21.000 Menschen durch Schüsse getötet, Suizide nicht eingeschlossen.
Vorstöße für ein schärferes Waffenrecht scheitern aber immer wieder am Widerstand der mächtigen Waffenlobby und der konservativen Republikaner. Biden hat zwar seit seinem Amtsantritt in Januar 2021 mit mehreren Dekreten versucht, die Waffengewalt einzudämmen. Für weitergehende Maßnahmen bräuchte er aber die Unterstützung des Kongresses, wo die Republikaner Gesetzesverschärfungen blockieren können.
Der republikanische Senator Ted Cruz, der Texas im Senat vertritt, warf den Demokraten umgehend vor, die Attacke in Uvalde zu "politisieren", um das Recht auf Waffenbesitz einzuschränken.
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