Münster - (lwl) - Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster erhält die raumgreifende Skulptur "Street untitled: shelfstructure", 2010, der britischen Künstlerin Phyllida Barlow als Schenkung aus Privatbesitz. Die 1944 in Newcastle upon Tyne geborene Barlow gilt als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen der Gegenwart. Eine Ausstellung im Lichthof des Kunstmuseums am Domplatz zeigt ab dem 7. Juli das neue Werk (bis 12. März 2023), ergänzt durch eine Leihgabe von etwa 40 Zeichnungen.
Das Material für ihre Kunst findet Barlow häufig auf der Straße. Sie arbeitet mit Sperrmüll, Planen, Absperrgittern, Zäunen, Fahnen oder Schildern. Allesamt Gegenstände, die den Stadtraum kennzeichnen und strukturieren. Barlow lotet das Verhältnis von Volumen, Masse und Höhe in ihren Werken aus, wobei Skulptur, Architektur und Malerei ineinandergreifen. Die Schenkung ist Teil der mehrteiligen Serie "Street", deren Skulpturen sowohl auf Innenräume als auch auf Außenräume Bezug nehmen.
Das 15-teilige Werk besteht aus bemaltem Holz sowie Zement. Der leere, an Regalfächer erinnernde skulpturale Aufbau zeigt nicht nur ein künstlerisches Interesse an urbanen Räumen, er repräsentiert auch einen Ort der Erinnerung: Die Hohlräume der Fächer lassen sich gedanklich mit Dingen oder Büchern befüllen. Ergänzend zur zentral platzierten Skulptur im Lichthof sind in den Umgängen im Erdgeschoss Zeichnungen von Barlow zu sehen. Diese veranschaulichen ihre intensive Auseinandersetzung mit Fläche, Farbe und Raum seit den 1960er Jahren.
Nach ihrem Kunststudium am Chelsea College of Art sowie der Slade School of Fine Art lehrte Barlow über 40 Jahre an verschiedenen britischen Kunsthochschulen. Zu ihren bekanntesten Schüler:innen zählen die Künstler:innen Rachel Whiteread, Tacita Dean und Douglas Gordon. 2009 zog sie sich aus der Lehre zurück. Anerkennung fand Barlow für ihr Schaffen erst im vergangen Jahrzehnt. Neben zahlreichen Gruppenausstellungen wurden ihre Werke in Einzelausstellungen unter anderem in der Tate Modern, dem Henry-Moore-Institute, der Royal Academy of Arts in London, der Kunsthalle Zürich und dem Ludwig Forum für aktuelle Kunst in Aachen gezeigt. Nachdem sie Großbritannien auf der 57. Venedig Biennale 2017 vertrat, richtete ihr das Haus der Kunst 2021 in München eine große Retrospektive aus. 2022 erhält sie den Kurt-Schwitters-Preis des Sprengel Museums Hannover und ist dort ab Herbst mit einer Ausstellung (15.10.22 - 5.2.23) vertreten.
Die Eröffnung der Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur findet im Rahmen des Langen Freitags im Juli (8.7.) statt. Während der Laufzeit sind verschiedene Veranstaltungen, Vorträge, Rundgänge und ein Künstlerinnengespräch geplant.
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Foto: Das LWL-Museum für Kunst und Kultur zeigt die Schenkung "Street untitled: shelfstructure" von der britischen Künstlerin Phyllida Barlow in einer Ausstellung / Courtesy BAWAG Contemporary/ Ottenschläger