Mit gewaltigen 17 Millionen Quadratkilometern Fläche reicht Russland von
Europa nach Asien, von der Ostsee bis zum Pazifik. Die Filmemacher
Petra Höfer und Freddie Röckenhaus zeigen mit RUSSLAND VON OBEN dieses
faszinierende Land, in dem es alleine elf Zeitzonen gibt, auf eine ganz
neue Weise: Von oben reist man über menschenleere Landschaften und
Millionenmetropolen, sieht wilde Tiere, Wüsten, Wälder und Wasserfälle
und begleitet die Transsibirische Eisenbahn von Sibirien bis nach
Wladiwostok. Es sind beeindruckende Aufnahmen, die dem Team gelungen
sind und die jeden Betrachter in ihren Bann ziehen werden.
Mit einer
großen Ruhe für den einzigartigen Moment eines jeden Bildes macht der
Film die Faszination und die Vielfalt dieses schönen und so großen
Landes deutlich. Zusätzliche Informationen zu Land und Leuten liefert
der Text, den der bekannte Sprecher Benjamin Völz mit großer
unprätentiöser Ruhe spricht.
RUSSLAND VON OBEN stellt, wie schon die
anderen Filme der Macher, die Schönheit und Erhabenheit unseres Planeten
unter Beweis. Nicht als Dokumentar-, sondern vielmehr als Natur- und
Reisefilm laden die fantastischen Bilder zum Schwelgen ein.
Jury-Begründung
Die Naturdokumentation beginnt mit einem bekannten Russlandklischee: Churchills Ausspruch über Russland als "Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium". Der Film versucht in gewisser Weise, dieses Rätsel Russland mit grandiosen, ambitionierten Aufnahmen von Land, Leuten und vor allem Tieren zu lösen. Wie es im Genre der Naturdokumentation durchaus üblich ist, trägt er andererseits zur erneuten Mystifikation durch seine faszinierenden, zum Staunen anregenden Aufnahmen bei.
Das Konzept des Films – entstanden aus einer mehrteiligen TV-Dokumentationsserie – scheint zunächst vor allem ein geographisches zu sein: Aus den großen Städten Petersburg und Moskau wenden sich die Drohnen- und Hubschrauberkameras immer wieder nach Osten, nördlich entlang der Barentssee, südlich bis in den Kaukasus und dazwischen mit der Transsibirischen Eisenbahn über den Baikalsee bis zum Nordpazifik und der Insel Kamtschatka. Aufnahmen aus dem All geben zwischendurch immer wieder Orientierung, wohin die Reise im riesigen Land geht – über diverse dramaturgische Sprünge hinweg.
Man sieht der Dokumentation die große Sorgfalt und die Liebe zum Detail, mit denen sie gemacht ist, durchaus an. Die Vielfalt der durch Aufnahmen und im Kommentar angerissenen Themen spiegelt die Vielfalt der russischen Föderation wider, sorgt aber nach Ansicht der Jury auch für eine gewisse Unübersichtlichkeit. Kurze historische Rückblicke, etwa auf das Erbe von Revolution und Stalinismus, werden ergänzt um Schlaglichter auf manche Umweltprobleme und Minderheiten-Traditionen, unterbrochen von Erläuterungen zu botanischen, biologischen oder geologischen Kuriositäten. Da fällt es, so die Jury, den Zuschauern mitunter schwer, den Überblick zu behalten.
An die Stelle eines roten Fadens rückt oft die Musik, die nach Meinung
der Jury ein Stück zu gleichförmig auf Spannungssteigerung setzt und
dazu recht dominant auf den jeweiligen Schnitt montiert ist. Obwohl etwa
Probleme wie der Klimawandel angesprochen werden, vermittelt die
Dokumentation zwischendurch den Eindruck eines Imagefilms. So großartig
manche Szenen sind – wie etwa die seltene Aufnahme einer Orka-Attacke
auf einen Grauwal gen Ende -, hätte dem Film eine stringentere Auswahl
in manchem gut getan. Die Jury vermisste ein besser erkennbares Konzept
und an manchen Stellen im Kommentar mehr Vertiefung und weniger nur
beschreibende Äußerungen.
RUSSLAND VON OBEN
AB 27. FEBRUAR IM KINO in Cinemascope und 5.1 Surround-Sound, in ausgewählten Sälen auch im 4K-Format. Der Film ist fürs Kino völlig neu bearbeitet und gestaltet. Erzähler des 120 Minuten-Films ist Benjamin Völz, bekannt als deutsche Synchronstimme von Stars wie Keanu Reeves. Der Film erscheint im Verleih von FILMWELT und läuft in deutschen Kinos zusätzlich in englischer Fassung (mit John Malkovich) und auf Russisch. Die „verschwisterte“ 5-teilige gleichnamige Fernsehserie erzielte Rekord-Einschaltquoten und begeisterte insgesamt 30 Millionen Zuschauer im ZDF und auf ARTE.
Fotos: colourFIELD TELL A VISION Freddie Röckenhaus