Münster (jg/acl/pbm). „Wir sind Gesandte an Christi statt.“ So lautet das Motto des diesjährigen Monats der Weltmission des Hilfswerk missio, der am Sonntag bundesweit in Münster eröffnet wird. Doch nicht nur das: Unter dem Titel „Mission LEBEN“ findet auf dem Domplatz am Sonntag, 6. Oktober, ein weltkirchliches Erntedankfest, gemeinsam mit der Katholischen Landbewegung (KLB) und der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) sowie elf Gästen aus Nordost-Indien, der diesjährigen Partnerregion des Weltmissionsmonats, statt. Worum es dabei geht, stellten Bistum, missio und Landverbände am Mittwoch in Münster vor.
„Wir sind Gesandte an Christi statt“ – das hat für Münsters Bischof Dr. Felix Genn vor allem die Dimension, dass Christen ausgesandt ist, von der Frohen Botschaft, von Jesus zu erzählen, denn „andere Hände als unsere hat Jesus nicht.“ Sinnbild ist für Genn, ein handgeschnitztes Bildnis des gekreuzigten Christus in der Münsteraner Kirche St. Ludgeri, dem seit einem Bombenangriff 1944 beide Arme fehlen, und die die Inschrift ziert: „Ich habe keine anderen Hände als die Euren.“ Besonders, betont Genn, lebten diesen Gedanken, die Botschaft Jesu zu den Menschen zu bringen, die „Touring Sisters“ im Nordosten-Indiens. „Die Ordensfrauen gehen in die Bergdörfer, teilen das Leben der Menschen und machen so auf beeindruckende Weise deutlich, was es heißt, gesandt zu sein“, sagt der Bischof. „Und wenn wir“, erklärt er weiter, „dieses Beispiel ernst nehmen, dann sind die Taten, die den Worten folgen müssen klar: Als Kirchenvertreter müssen wir wieder sehr viel stärker zu den Menschen hingehen. Wir dürfen nicht länger warten, bis sie zu uns kommen, denn das tun die Allermeisten nicht mehr.“ Und wovon könnten Christinnen und Christen berichten, wenn sie aus dieser Begrenztheit ausbrechen? „Zum Beispiel davon, dass wir dazu aufgerufen sind, verantwortungsvoll mit der Schöpfung umzugehen“, wird Genn konkret und fährt fort: „Wir handeln zu oft so, als hätten wir noch eine Welt in Reserve. Doch verantwortungsloses Konsumverhalten hat nicht nur Auswirkungen auf künftige Generationen, sondern schon heute auf die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt, auf die missio den Fokus richtet.“ Das Thema der Schöpfungsbewahrung habe für Christinnen und Christen allerhöchste Priorität. „Das weltkirchliche Erntedankfest macht deutlich, dass wir alle zusammen verantwortlich sind. Ich freue mich, dass es in Münster stattfindet“, betont er.
Der emeritierte Erzbischof von Guwahati, Thomas Menamparampil, legt am Mittwoch den Fokus auf die Friedensarbeit. Seit mehr als 20 Jahren vermitteln der indische Erzbischof und sein ökumenisches Friedensteam erfolgreich zwischen verfeindeten Gruppen in Nordostindien. „Früher habe ich viel mit jungen Menschen gearbeitet, habe sie eingeladen, selbst zu Missionaren zu werden und auf den Spuren Jesu zu wandeln“, berichtet Menamparampil. Konflikte zwischen zwei Ethnien in der Region, bei denen rund 150.000 Menschen ihr Zuhause verloren haben, hätten schließlich dazu geführt, sich dem Thema Frieden zu widmen. „Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, wie die Wut im Menschen reduziert werden kann“, sagte der Erzbischof. Die Methode des Friedensteams: nicht verhandeln und überzeugen, sondern zuhören, Mitgefühl zeigen und für Kompromisse werben. Nach sichtbarem Erfolg sei die Methode auch staatlicherseits zur Konfliktlösung anerkannt worden. „Zuhören und einander mit Respekt begegnen, das brauchen wir auch in der heutigen Zeit überall auf der Welt“, betonte der emeritierte Geistliche.
Menamparampil dankt den Deutschen für die Gastfreundschaft und dafür, dass „deutsche Missionare den Katholizismus nach Indien gebracht haben“. „Heute gibt es bei uns eine lebendige Kirche mit rund zwei Millionen Katholiken, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt der Erzbischof.
Die Kirche im Nordosten Indiens, so missio Aachen Präsident Pfarrer Dirk Bingener, verbinde beispielhaft Seelsorge und kirchliche Sozialarbeit mit dem Einsatz für Frieden und Menschenrechte. „Angesichts von Nationalismus und Populismus weltweit, beweisen unsere Partner, wie durch ganzheitliche seelsorgerische Arbeit der gesellschaftliche Zusammenhalt in instabilen Regionen gestärkt wird“, macht er deutlich. Die Herausforderungen, denen sich die sehr junge Kirche in Nordost-Indien stellt, reichten von illegalem Kohleabbau bis zu Menschenhandel auf Teeplantagen. Landwirtschaft sei nahezu die einzige Erwerbsmöglichkeit. Mission bedeutet für den neuen missio-Präsidenten zu strahlen und andere Menschen damit anzustecken.
Das, internationale Freundschaften und das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung seien die Gemeinsamkeiten, die die Landverbände im Bistum Münster mit missio und den Menschen im Nordosten Indiens verbänden, verdeutlicht Pfarrer Bernd Hante, Diözesanpräses von KLB und KLJB. . „Ein gemeinsames Grundthema ist, dass junge Menschen Perspektiven brauchen, um im ländlichen Raum zu leben.“ „Mission LEBEN“, ist sich Hante sicher, erweitere den Horizont und schärfe Bewusstsein für internationale Herausforderungen.
Der Klimawandel und die Ausbeutung von Ressourcen sind es, die Margret Schemmer, Diözesanvorsitzende der KLB im Bistum Münster, beschäftigen. „Der Klimawandel ist greifbar und die schlimmsten Folgen sind schon jetzt in anderen Ländern sicht- und spürbar“, sagt sie und fügt hinzu: „Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch mit den Gästen aus Nordost-Indien über die unterschiedlichen Lebenswelten, die doch das gemeinsam haben, dass das Leben auf dem Land und mit einer sich wandelnden Natur von zentraler Bedeutung ist.“ Am Samstagabend seien die indischen Gäste in unterschiedlichen Gemeinden im Bistum zu Gast, um den Erntedank mitzufeiern. „Gerade am Erntedankfest wird uns bewusst, dass die Ernte nicht selbstverständlich ist“, knüpft Theresa Mehring, Diözesanvorsitzende der KLJB im Bistum Münster, an. Es ist es gut, dieses weltkirchliche Erntedankfest zu feiern, um sich bewusst zu machen, dass es nicht allen Menschen auf der Erde so gut geht wie uns in Deutschland.“ Im Vorfeld des Weltmissionsmonats hatte die KLJB sich an der missio-Handysammelaktion beteiligt; tausende Altgeräte sind zusammengekommen.
Die Gäste aus dem Nordosten Indiens sind im Vorfeld der
feierlichen Eröffnung am Sonntag unter anderem in den Regionen des Bistums
unterwegs. „Wir möchten zeigen, wie Kirche bei uns im Bistum gelebt wird“, sagt
Hans-Georg Hollenhorst, missio-Diözesanbeauftragter des Bistums Münster.
Recklinghausen, Lüdinghausen, Borken-Gemen, Greven, Freckenhorst,
Münster-Nienberge oder Dülmen-Hiddingsel sind die Stationen. Neben dem
Kennenlernen der „Kirche im Bistum Münster“ feiern die Gäste Erntedankgottesdienste
mit und erleben einen typischen münsterländischen Herdfeuerabend. Außerdem auf
dem Besuchsprogramm stehen ein Besuch im Friedenssaal Münster mit Empfang durch
Bürgermeisterin Karin Reismann und die Teilnahme am Ordenstag im Mutterhaus der
Mauritzer Franziskanerinnen in Münster, bevor es nach dem Fest am Sonntag in
die missio-Zentrale nach Aachen und von dort weiter in die deutschen Bistümer
geht.
Foto: Bistum Münster