Münster - (SMS) - Nach Inbetriebnahme
der Hauptkläranlage 1975 und deren Erweiterung 1994 steht nun eine
"Runderneuerung" und auch eine Erweiterung der Anlage in Coerde an.
Um die Hauptkläranlage fit für die kommenden Jahrzehnte zu machen, müssen die
Kapazitäten erweitert und zunehmende Anforderungen an die Reinigung der
Abwässer erfüllt werden. Geplant ist, die Arbeiten bis Ende 2023 abzuschließen.
Münster wächst, für die zunehmende Zahl der Einwohnerinnen
und Einwohner muss auch die Abwasser-Infrastruktur angepasst werden. Mit der
Umsetzung der aktuellen Planung werden zukünftig auch ausreichend
Kapazitätsreserven zur Verfügung stehen, um den Erfordernissen einer wachsenden
Stadt im Einzugsbereich der Hauptkläranlage nachzukommen.
In diesem Zuge werden auch Teile der über 45 Jahre alten
Hauptkläranlage saniert. Neben den Betonbauwerken und der Maschinentechnik
steht auch die Elektrotechnik auf dem Sanierungsplan. Diese Maßnahmen
ermöglichen auch eine Verbesserung der Energieeffizienz des Anlagenbetriebes.
Notwendig ist zudem zukünftig die Einhaltung
"schärferer" Grenzwerte. Ein zusätzlicher so genannter
Mehrschichtfilter soll den Phosphoranteil im Abwasser, der sich besonders
negativ auf Gewässer auswirkt, verringern. Dieser Filter bietet gleichzeitig
die Möglichkeit, Mikroplastik zu entfernen.
Da die Hauptkläranlage in "schwache" Vorfluter mit
unterhalb der Einleitstelle liegenden sensiblen ökologischen Schutzgebieten
(Rieselfelder Münster, Naturschutz- & FFH-Gebiet Emsaue) einleitet, werden
die neuen Anforderungen zur Elimination von anthropogenen Spurenstoffen wie
Medikamentenrückstände durch den Bau einer vierten Reinigungsstufe erfüllt.
Die Planungen wurden insbesondere unter den Aspekten der
Nachhaltigkeit (Generationenprojekt), der hohen Flexibilität (Möglichkeit zur
Nachrüstung weiterer Behandlungsstufen wie etwa zur Elimination
multiresistenter Keime), der Nutzung von Synergieeffekten (Elimination von
Mikroplastik, Energieoptimierung), der Entwicklungen zur Wasserwirtschaft 4.0
(Automatisierung), der langfristigen Rechtssicherheit sowie der Kostenoptimierung
erstellt.
Das Gesamtprojekt "Hauptkläranlage" soll bis Ende
2023 abgeschlossen sein. Es entstehen voraussichtlich Kosten in Höhe von 115,8
Mio. Euro. Beim Land NRW wurde eine Förderung in Höhe von 48 Mio. Euro
beantragt. Die umfassenden Investitionen in Münsters
Abwasserinfrastruktur führen voraussichtlich zu einer Gebührensteigerung von
rund 18 Prozent, die ab 2023 in die Gebührenberechnung einfließen werden. Die
Abwasserkosten für einen durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt liegen dann
unter 600 Euro jährlich. Die Stadt Münster zählt damit in einem Vergleich der
Großstädte in NRW voraussichtlich weiterhin zu den sechs günstigsten Kommunen.