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"Russland wird frei sein"

Tausende Russen erinnern an Ermordung von Oppositionellem Nemzow vor fünf Jahren


Tausende Demonstranten haben am Samstag in Moskau und St. Petersburg an den vor fünf Jahren ermordeten Kreml-Kritiker Boris Nemzow erinnert. Gleichzeitig nutzten sie ihre Kundgebungen, um gegen die von Präsident Wladimir Putin angekündigte Reform der russischen Verfassung zu protestieren. In Moskau war es die erste Großkundgebung seit den von den Behörden brutal unterdrückten Demonstrationen im vergangenen Sommer für freie und faire Wahlen.

Nach Angaben der unabhängigen Organisation Weißer Zähler waren allein in Moskau rund 14.000 Menschen einem Aufruf des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny und anderer Organisatoren gefolgt, sich in großer Zahl der Kundgebung anzuschließen. In Sankt Petersburg nahmen etwa 2000 Menschen an einem Marsch zum Denkmal für die Opfer der politischen Repressionen teil.

Nawalny, der ebenfalls an der von den Moskauer Behörden genehmigten Kundgebung teilnahm, will mit den Protesten nach eigenen Angaben ein Signal an den Kreml-Chef senden, dass er nicht um jeden Preis an der Macht bleiben kann, wenn sein Mandat 2024 ausläuft. 

Auf einem Protestschild der Demonstranten stand "Putins Regime ist eine Bedrohung der Menschheit", ein anderes zierte unter Nemzows Bild ein Zitat des ermordeten Oppositionellen: "Putins Politik beruht auf reinen Lügen". Immer wieder skandierte die Menge "Russland ohne Putin" und "Russland wird frei sein". Gleichzeitig forderten sie die Freilassung aller in den vergangenen Monaten festgenommenen Russen, unter anderem wegen angeblicher Gewalt gegen die Polizei.

Die im Januar von Putin angekündigte Reform der Verfassung aus dem Jahr 1993 hatte Spekulationen ausgelöst, der Kremlchef wolle mit der Verfassungsänderung sicherstellen, dass er auch nach dem Ende seiner Amtszeit 2024 die Macht im Land in seiner Hand behält. Die Bevölkerung ist in der Frage gespalten: In einer Umfrage des unabhängigen Lewada-Zentrums gaben 45 Prozent an, Putin solle 2024 endgültig abtreten, während 45 Prozent sagten, er solle an der Macht bleiben.

Putins einstiger größter Herausforderer Nemzow war am 27. Februar 2015 kurz vor Mitternacht in der Nähe des Kreml erschossen worden. 2017 wurde ein ehemaliger Offizier aus Tschetschenien für den Mord zu 20 Jahren Haft verurteilt. Vier weitere Männer wurden der Beihilfe zum Mord schuldig befunden. Die Familie und Anhänger Nemzows werfen den russischen Behörden jedoch vor, die Drahtzieher bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen zu haben.

ans/cp

Anna SMOLCHENKO / © Agence France-Presse