Figurativ und abstrakt, realistisch und surrealistisch zugleich. Die Spannbreite dieser Arbeiten ist ungewöhnlich breit. Und manches, was sich eigentlich ganz widersprüchlich anhört, wird bei ihm zu einer höchst inspirierenden Symbiose gebracht.
Wenn der Begriff Mischtechnik überhaupt einen Sinn hat, dann kann man bei Dieter Nusbaum seine Möglichkeiten ermessen. Mischtechnik beschreibt bei ihm eben nicht das Sammelsurium von unterschiedlichen handwerklich-künstlerischen Zugängen, beispielsweise mit unterschiedlichen Farben, die auf einem Gemälde wiederzufinden sind, sondern tatsächlich ihre kongeniale Symbiose, die Sinn erzeugt.
Dieter Nusbaum begibt sich mit seinen Werken auf eine innere Entdeckungsreise, der Betrachter heftet sich wie ein neugieriger Reisebegleiter an seine Fersen und macht unterwegs gleichsam zufällig eigene Entdeckungen. Dem Künstler gelingt dieses Spiel mit Assoziationen und Allegorien, Fantasien und Emotionen, indem er mehrere Medien miteinander zu etwas Neuem verschmelzen lässt. Das verlangt vom Betrachter die Bereitschaft, sich einzulassen auf seine Bilder und den Versuch zu machen, sie zu lesen wie in einem Bilderbuch, das man mit seinen Kindern oder Enkel gemeinsam anschaut. Die diversen Motive, Figuren und Gesichter stehen in einem untergründlichen Spannungsverhältnis.
Dieter Nusbaum ist vielbegabt. Da ist zum einen der Maler, der mit seiner Farbe umzugehen weiß, hinzu kommt der Fotograf und schließlich der Drucker. In Personalunion greifen sie Hand in Hand. Am Ende wird alles nach einem Konzept zusammengeführt. Die Mischtechnik, die Dieter Nusbaum in den vergangenen Jahren entwickelt und schließlich bis zur Meisterschaft gebracht hat, dient einem Ziel: Sie sollen Assoziationen anstubsen und sie sollen Emotionen auszulösen. Dieter Nusbaums Antrieb lässt sich in seinem Leitmotiv wiederfinden: „Kunst ist transportierte Emotion“. Und folgt man den Empfehlungen aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry, dann „sieht man nur mit Herzen gut“.
Seine narrativen Arbeiten sind beinahe wie ein Suchbild angelegt. Sie bestehen aus einer Collage verschiedener Details und Motive. Die Elemente basieren auf Fotos, die Nusbaum selbst geschossen und anschließend am Rechner bearbeitet hat. So sind die einzelnen Motive freigestellt und schließlich bei einer Solarisation so verfremdet, das nur eine Art Strichzeichnung übrig bleibt.
Jedes einzelne Bild ist ein Unikat. Es entsteht auf einer Leinwand, die in unterschiedlichen Techniken farblich grundiert ist. Mal wird Farbe aufgesprüht, mal gepinselt, dann mit einer Rakel über die ganze Fläche gestrichen. Erst dann werden in mehreren Schichten die Bildelemente meistens mit Weiß im Siebdruck aufgebracht. Vielfach sind futuristisch anmutenden Landschaften zu sehen, die wie aus einer anderen Welt erscheinen. Streng geometrische Elemente erscheinen auf ihnen wie die Landmarken eines Geographen oder eines Landschaftsplaners, der das Gelände in Besitz nehmen möchte.
Der Umgang mit jeder einzelnen Technik erfordert vom Künstler eine große handwerkliche Meisterschaft. Der Siebdruck selbst ist ein komplexer Prozess. Das wusste selbst Sigmar Polke, den Dieter Nusbaum als Drucker gerne als sein Vorbild bezeichnet. Ein falscher Handgriff und stundenlange Vorbereitungen sind dahin.
Dieter Nusbaum wurde 1972 in Obersgegen in der Eifel geboren. Nach dem Abitur studierte er Sport und Theologie. Ein Sportunfall beendete seine ursprünglichen Ambitionen. Er studierte daraufhin auf Grafik-Design in Trier und wechselte zu einem klassischen Kunststudium nach Lüttich. Mit seinem Diplom schloss er dort sein Studium ab und ist seither bildender Künstler. Er lebt und arbeitet in Frechen bei Köln.
Dieter Nusbaum hat seine Werke in mehr als 80 teilweise internationalen Ausstellungen in Galerien, Museen und auf Messen präsentiert. Der Künstler hat bereits zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Vertreten wird der Künstler unter anderem von der Overhead-Gallery in Münster, die ihn auf Messen in London, Paris, Singapore, Innsbruck, Lausanne und Luxembourg präsentiert.
Foto: Maria Cecilia Moscos, Dieter Nusbaum, Gabriele Voetz