Auf den ersten Blick muten ihre Arbeiten wie impressionistische Blumenwiesen an. Man denkt an Gemälde von Claude Monet. Tritt man den Gemälden aber näher fallen einem die bis ins kleinste Detail gewollten abstrakten Strukturen auf. Feine Linien und zarte Farbflächen sind miteinander verbunden.
Die Malerin Sabine Endres überlässt nichts dem Zufall und doch spielt das Experimentelle eine große Rolle. Zuweilen fordert sie den Zufall heraus, um ihn zugleich in seine Grenzen zu verweisen.
Am Samstag (29. Februar) war die Vernissage, die von Kulturdezernent Georg Veit und dem Künstler Dieter Nusbaum eröffnet wurde. Rund 60 Interessierte hatten sich im lichtdurchfluteten Foyer der Bezirksregierung eingefunden, um die Ausstellungseröffnung zu verfolgen. „Sabine Endres ist im klassischen und im besten Sinne Künstlerin. Nicht, weil sie Künstlerin sein möchte, sondern weil sie mit Haut und Haaren Künstlerin ist“, erklärte Dieter Nusbaum in seiner Laudatio. Sensibel und einfühlsam stellte er die Künstlerin vor, die an diesem Vormittag selber anwesend war und Fragen zu ihren Arbeiten beantwortete.
„Das Künstlerische zum Beruf zu machen, hatte ich nie vor“, sagt Sabine Endres, „das kam einfach so. Ich merkte, dass meine Arbeiten viel Anerkennung bekommen, es folgten Verkäufe, und irgendwann dachte ich: Vielleicht kann ich davon leben. Es war schon eine mutige Entscheidung, aber ich konnte und wollte es nicht anders entscheiden und es hat sich gelohnt. Ich führe jetzt einfach genau das Leben, was mir entspricht.“
Dieter Nusbaum brachte in seiner Ansprache dem Publikum die Künstlerin nahe. „Sie betreibt zwei Ateliers in Brühl, dazu ein Ladenlokal. Sie hat ein Atelier auf Mallorca, wird von mehreren deutschen und internationalen Galerien vertreten, nimmt regelmäßig an internationalen Kunstmessen teil und stellt zudem in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Ihr Ausstellungsverzeichnis weist über 135 Ausstellungen und Kunstmessen auf.
Es ist klar, dass all diese Dinge nicht vom Himmel gefallen sondern das Resultat harter Arbeit sind. Sabine Endres erledigt die anstehenden Aufgaben jedoch mit einer beeindruckenden Leichtigkeit. Und sie ist dabei sehr erfolgreich. Sie hat mit ihren Arbeiten bereits mehrere Preise gewonnen. Gerade erst hat sie einen Arbeitsaufenthalt auf Gran Canaria beendet, den sie als Preisträgerin der Art Muc in München gewonnen hat.
Sabine Endres trägt eine ansteckende Fröhlichkeit in sich. Dieses Positive, das Leben-Bejahende, dieser Esprit spiegelt sich in ihren Arbeiten.
Sabines Arbeitsweise wird genährt durch die Freude am Experimentieren. Die Lust, Neues auszutesten, unbeschrittene Wege zu gehen und der Kunst ihren persönlichen Stempel aufzudrücken, könnte man als ihre Motivation ansehen. So hat sie ihre eigene Bildsprache entwickelt.
Wenn wir uns ihre Leinwände ansehen, dann sehen wir abstrakte Arbeiten voller Bewegung. Lichtdurchflutet, großzügig und leicht kommen sie daher. Sie lassen Assoziationen mit Blüten, organischen Formen oder gewachsenen Strukturen zu, sie erinnern zuweilen an Landschaften oder Unterwasserwelten, bleiben jedoch im letzten Moment unbestimmt und offen.
Wie selbstverständlich sind die Werke komponiert, bei näherer Betrachtung wird jedoch schnell klar, diese Malerei ist wohl durchdacht, souverän und malerisch meisterhaft umgesetzt. Man spürt, dass Sabine Endres sich auf sicherem Terrain bewegt, wenn sie diese Werke schafft. Man spürt, dass diese Malerei gewachsen ist, spontan und kultiviert zufällig, jedoch reflektiert und mit dem Anspruch der Kunst gemacht ist.
Man mag erahnen, dass der Weg hierhin steinig und lang war. Das macht ihre Arbeiten so spannend und herausfordernd. Sie sind in erster Linie Momentaufnahmen künstlerischen Schaffens und sind gänzlich aus dem Wesen der reinen Malerei entstanden. Der Betrachter wird auf einen Spaziergang eingeladen, den Weg muss – oder darf – er jedoch alleine gehen.
Seit einigen Monaten entwickelt Sabine Endres ein anderes Feld der Kunst: die Collage. Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie sie dieses Feld beackert und auch hier ihre eigene, unverkennbare Sprache spricht. Die Collagen sind anders als die Malereien. Es wird jedoch sofort klar, dass diese Arbeiten aus der gleichen Hand stammen.
Als Grundlage für diese Werke nimmt sie ihre eigenen Papierarbeiten, zerreißt diese und schafft aus den Versatzstücken neue Kompositionen. Diese werden final mit Bleistift oder Farbe ausgearbeitet.
Interessanterweise haben diese Arbeiten eine andere Statik. Man könnte Vergleiche zu einigen abstrakten Arbeiten von Paul Klee ziehen, die Bilder sind ähnlich horizontal und vertikal ausgerichtet. In lichten Pastelltönen, partiell akzentuiert mit kräftigeren Farben, versprühen die Collagen den gleichen Esprit der Malereien. Was wie zufällig erschaffen wirkt, beinhaltet jedoch ein ausgewogenes Arrangement.
Sabine Endres arbeitet auch immer wieder dreidimensional. Die früheren Objekte – wie zum Beispiel die Bügelflitzer oder die aus Draht oder alten Pinseln hergestellten Charakterköpfen – sind Kombinationen bearbeiteter und verfremdeter Materialien unterschiedlicher Bezugsebenen. Hier ist nichts unmöglich, alles ist erlaubt. Eigenwillige Kreaturen entstehen – fernab von ihrer Ausgangsbedeutung, mit völlig neuem Kontext und offen für eine ganz neue Wahrnehmung. Diese sympathischen Kreaturen sind mit einem Augenzwinkern gemacht, charmant mit einer feinen Prise Humor lassen sie den Betrachter oft schmunzeln.
Aber auch im Dreidimensionalen gibt es eine Entwicklung. Die neueren Objekte werden skulpturaler, eine ganz neue Serie von Skulpturen entstehen. Sabine Endres experimentiert mit unterschiedlichen Materialien wie Holz, Draht und Metall. Sie erlernt den Umgang mit Schweißgerät und Flex. Es entstehen Skulpturen, die sich aus einem festen, harten Kern aus Holz oder Eisen in zarte, filigrane Strukturen aufzulösen scheinen.
Neu sind auch die kleineren Objekte, anmutend wie kleine Möbelstücke oder Boote, beklebt und bemalt werden diese zu dreidimensionalen Collagen. Besonders interessant erscheint die Serie der Boote, künden sie doch – bewusst oder unbewusst – vom Aufbruch und Ankommen, einer Metapher, die besonders gut zu den Arbeiten und der Arbeitsweise von Sabine Endres passt.
Ganz neu sind auch Werke, die gerade in Gran Canaria entstanden sind. Diese gehen in den Bereich der Installation. Freie Malereien, nicht gefasst von einem Rahmen oder Ähnlichem entfalten diese ihre Wirkung im Zusammenspiel mit dem Raum.
Sie sehen, man muss schon höllisch aufpassen, dass man mit dem Verfolgen der Entwicklung im Schaffen Sabine Endres Schritt halten kann, aber es ist auch höllisch spannend, genau das zu tun.“ (Dieter Nusbaum)