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Es ist zu spät

Gouverneur der ukrainischen Region Luhansk warnt vor weiterer russischer Eskalation

Der Gouverneur der ukrainischen Donbass-Teilregion Luhansk, Serhij Hajdaj, hat vor einer weiteren Eskalation der russischen Kriegsführung in der Region gewarnt und den Westen um zusätzliche Waffen gebeten. "Es ist gut, dass der Westen uns hilft, aber das kommt zu spät", sagte Hajdaj der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. In der Region Luhansk gebe es angesichts der russischen Angriffe "keine sicheren Orte mehr".

Hajdaj forderte die Lieferung von Waffen "mit großer Reichweite", die "schnell ankommen" müssten. Er warnte davor, dass russische Einheiten die Stadt Lyssytschansk einkreisen könnten, indem sie diese von der Versorgung über Zufahrtsstraßen abschneiden. "Das ist theoretisch möglich. Das ist ein Krieg, alles kann passieren", sagte Hajdaj AFP.

Die Kämpfe in dem Krieg konzentrieren sich derzeit auf die ostukrainische Donbass-Region. Dramatisch ist die Lage vor allem in der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk in Luhansk, wo die russische Armee seit Tagen das Asot-Chemiewerk bombardiert. Dort befinden sich nach ukrainischen Angaben hunderte Zivilisten. Die ukrainische Armee feuert derzeit aus dem benachbarten Lyssytschansk auf russische Einheiten.

Die Bedingungen für Zivilisten sind in Lyssytschansk verheerend. In der Stadt gibt es weder Empfang für Mobiltelefone noch Zugang zu Wasserversorgung und Strom. Die verbliebenen Zivilisten kochen mit Lagerfeuern und suchen Schutz in Kellerräumen. Nach Hajdajs Angaben sind noch "rund zehn Prozent" der Einwohner in der Stadt. "Wir versuchen, die Leute zum Verlassen der Stadt zu überreden. Aber manche weigern sich einfach", sagte er.

Er selbst sei bereit, gegen die russischen Soldaten zu kämpfen, sagte Hajdaj. Zu seiner Präsenz in Online-Netzwerken wie Facebook und Telegram, auf denen er regelmäßig über den Kriegsverlauf informiert, sagte Hajdaj, für ihn sei es wichtig, dass die Menschen verstünden, "dass ich sie nicht verlassen habe, dass ich hier bei ihnen bin". Seine Posts könnten zudem "sogar ein kleines Element sein, wenn wir Putin in Den Haag vor Gericht stellen", sagte Hajdaj mit Blick auf ein mögliches Verfahren gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor dem Internationalen Strafgerichtshof. 

Hajdaj räumte aber auch ein, es gebe in der Region Luhansk einen "kleinen Anteil" der Bewohner, die darauf hofften, dass Moskau dort eine "russische Welt" aufbaue. 

Der damals gerade gewählte Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den in Sjewjerodonezk geborenen Hajdaj 2019 zum Gouverneur ernannt.

se  © Agence France-Presse