München (ots) Gegen den französischen Langstreckenläufer Morhad Amdouni,
Europameister 2018, werden Vorwürfe erhoben, er habe gedopt. Das
berichtet die neue Dokumentation "Spur nach Nordafrika - Marokko:
Paradies für Sportbetrüger?" aus der Reihe "Geheimsache Doping". Der
ARD-Dopingredaktion liegt eine Amdouni belastende Kommunikation über den
Mobilnachrichtendienst Whatsapp vor und eine eidesstattliche
Versicherung eines Beteiligten über die Beschaffung von Dopingmitteln
angeblich für Amdouni.
Der Franzose Amdouni hatte im vergangenen Jahr
bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin Gold über 10 000
Meter und Bronze über 5000 Meter gewonnen. Auf seinen Start bei den
Weltmeisterschaften in Doha/Katar verzichtete Amdouni, 31, kurzfristig.
Obwohl er sich längere Zeit zur Vorbereitung bereits im Land aufgehalten
hatte, gab er wenige Tage vor Beginn der Titelkämpfe plötzlich seinen
Startverzicht bekannt - angeblich, weil die Folgen einer Verletzung
seine Marathonteilnahme unter den extremen Bedingungen verhinderten.
Seine WM-Absage erfolgte, nachdem die ARD-Dopingredaktion ein Interview
bei ihm angefragt hatte. Zuvor hatte er nach ARD-Informationen davon
erfahren, dass die ARD-Dopingredaktion zu ihm und seinem - wie sich
später herausstellen sollte - gefährlichen Umfeld recherchiert hatte.
Laut der vorliegenden Whatsapp-Nachrichten von 2017 forderte offenbar
ein Verkäufer der Dopingmittel EPO, das die Sauerstoffaufnahmefähigkeit
des Blutes verbessert, sowie von Wachstumshormonen, Amdouni auf, seine
Restschulden von 150 Euro zu begleichen.
Der Mann erklärte der
ARD-Dopingredaktion an Eides statt, dass er die Mittel gekauft und
Amdouni weitergereicht habe. In einer schriftlichen Stellungnahme
bestreitet Amdouni dies. Der Weltklasseläufer galt selbst unter Kennern
der französischen Leichtathletikszene seit längerem als verdächtig, auch
weil er anscheinend regelmäßig in Marokko trainiert. Ein marokkanischer
Informant der ARD-Dopingredaktion hat unverhohlene Morddrohungen aus
dem Umfeld Amdounis erhalten, kurz nachdem Amdouni in der Sache um eine
Stellungnahme gebeten worden war.
Die ARD-Dokumentation "Spur nach
Nordafrika - Marokko: Paradies für Sportbetrüger?" zeigt, wie
interessant die Rückzugsmöglichkeiten im Land offenbar für
Leichtathleten auch deshalb sind, weil die Dopingkultur dort tief
verankert scheint. Der Film zeigt, wie problemlos die Beschaffung von
Dopingmitteln in Marokko sogar über den Gang in eine Apotheke möglich
ist und wie gängig die Anwendung verbotener Substanzen offenbar in der
nationalen Szene ist, ohne dass der nationale Leichtathletikverband
etwas unternehmen würde.
Der Film wählt Marokko als Fallbeispiel dafür, wie ungleich der Kampf gegen Doping global ist, was möglicherweise Athleten wie Amdouni oder auch seiner Landsfrau Clemence Calvin in die Karten spielt. Die Marathonläuferin hatte erst im Frühjahr Reißaus genommen, als französische Kontrolleure versuchten, sie unangekündigt während eines Trainingslagers in Marokko zu testen. Ihr sportrechtliches Verfahren läuft. Das Erste strahlt die Dokumentation "Spur nach Nordafrika - Marokko: Paradies für Sportbetrüger?" von Hajo Seppelt, Grit Hartmann, Edmund Willison und Jörg Winterfeldt heute ab ca. 15.50 Uhr im Rahmen der Sportschau-Live-Übertragungen von der Leichtathletik-WM aus.
Sportschau
15:35 Uhr bis 19:15 Uhr Leichtathletik-Weltmeisterschaften Reporter: Ralf Scholt und Wilfried Hark Moderation: Claus Lufen Zehnkampf Männer - 100 m Hürden Dreisprung Frauen - Qualifikation Zehnkampf Männer - Diskuswurf Siebenkampf Frauen - Weitsprung Zehnkampf Männer - Stabhochsprung Übertragung aus Doha
ca. 15.50 Uhr
Geheimsache Doping Spur nach Nordafrika - Marokko: Paradies für Sportbetrüger? Film von Hajo Seppelt, Grit Hartmann, Edmund Willison und Jörg Winterfeldt