Wie lassen sich die Potenziale aus Bioabfall und Abwasser noch effizienter nutzen, wie können Städte noch nachhaltiger wirtschaften? Damit beschäftigt sich das von der Europäischen Union geförderte Verbundprojekt HOOP ("Hub of Circular Cities bOOsting Platform to Foster Investments for the Valorisation of Urban Biowaste and Wastewater"). Die Stadt Münster ist mit den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWM) in diesem Projekt eine von acht Leuchtturmstädten. Zu einem Ideenaustausch und Wissenstransfer haben sie jetzt 35 HOOP-Teilnehmende und -Netzwerkpartner aus insgesamt zehn europäischen Ländern eingeladen – darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Italien, Niederlande, Norwegen, Finnland, Spanien, Portugal und Griechenland.
Langjährige Erfahrungswerte
Auf europäischer Ebene wurde die getrennte Sammlung von Bioabfällen zum Januar 2024 gesetzlich verpflichtend geregelt. „In Münster setzen wir die getrennte Sammlung bereits seit Anfang der 1990-er Jahre um, bringen also in das HOOP-Projekt langjährige Erfahrungen mit der Sammlung und Verwertung von Bioabfällen ein“, berichtet Dr. Christoph Baumann, HOOP-Projektleiter bei den AWM.
Bei einer Führung durch die Biologische Verwertungsanlage (BVA) und die Kompostierungsanlage in Münster-Coerde haben sich die Teilnehmenden selbst einen Eindruck davon verschafft, wie die AWM aus Bio- und Grünabfällen wertvolles Biogas zur Produktion von Strom und Wärme gewinnen. Das Endprodukt des Verwertungsprozesses ist gütegesicherter Qualitätskompost, der zum Beispiel von der Landwirtschaft als klimaschonende Alternative zu Kunstdünger und von vielen Münsteranerinnen und Münsteranern im eigenen Garten eingesetzt wird.
Aufklärungsarbeit in Kitas und Schulen
Besonders interessiert zeigen sich die internationalen Gäste auch an der Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere der Aktion "Biotonne Münster", und dem Bildungskonzept der AWM. Entscheidend für eine optimale Verwertung der Bioabfälle sind zuerst die Bürgerinnen und Bürger. Je besser sie ihre Bioabfälle trennen, desto besser können die AWM diese verwerten. Alle Teilnehmenden sind sich einig: Die Aufklärungsarbeit muss schon in den Kitas und Schulen beginnen.
„Auch unser Deponie-Erlebnispfad als außerschulischer Lernort zu den Themen Abfall, Energie und Klima hat die Teilnehmenden als ein Projekt zum Nachahmen begeistert“, so Baumann. Für die AWM ist die internationale Netzwerkarbeit im HOOP-Projekt auch mit Blick auf die Entwicklung weiterer nachhaltiger Produkte aus Bioabfall wertvoll. „Im Verwertungsprozess entstehen zum Beispiel Gärreste, die noch viel organisches Material enthalten. In einem speziellen Verfahren lässt sich daraus Pflanzenkohle herstellen, die in der Landwirtschaft die Bodengüte verbessern und Kohlenstoff binden kann“, berichtet Baumann.
An diesem Mittwoch geht die Study-Tour für die Teilnehmenden im Nachbarland weiter. Im niederländischen Almere steht unter anderem die Verwendung von biobasierten Materialen im Bausektor auf dem Programm.
Stadt Münster
Foto: Dr. Christoph Baumann (kniend links), HOOP-Projektleiter bei den AWM, begrüßte internationale Gäste aus dem HOOP-Netzwerk zum Ideenaustausch und Wissenstransfer / AWM