Die Diskussionen über den Ausschluss russischer und belarussischer Profis bei Wimbledon reißen nicht ab, die Tenniswelt bleibt gespalten - und die Kritik an der Entscheidung des All England Club deutlich.
Er sei "ein Kind des Krieges", sagte Novak Djokovic, "mehrerer Kriege in den 90er Jahren sogar", dennoch könne er den Bann der Kolleginnen und Kollegen nicht befürworten: "Keiner von ihnen unterstützt den Krieg." Der Ausschluss sei für ihn "nicht fair", meinte der Titelverteidiger aus Serbien.
Auch der Australier Nick Kyrgios hält den Bann "für keine gute Idee". Es sei schon "seltsam", dass der Weltranglistenerste Daniil Medwedew fehle. Djokovic würde den Kompromiss, Russen und Belarussen wie zuletzt bei den French Open oder auf der Tour nur unter neutraler Flagge antreten zu lassen, begrüßen.
Der sechsmalige Champion, der das Turnier am Montag (14.30 Uhr/Sky) auf dem Centre Court gegen den Südkoreaner Kwon Soonwoo offiziell eröffnet, versucht aber auch die Sicht der Organisatoren zu verstehen. "Es ist schwierig zu sagen, was richtig oder falsch ist", sagte er.
Falsch ist für Andy Murray zumindest der Entzug der Weltranglistenpunkte durch die ATP und die WTA. "Ich weiß nicht, wem das hilft", sagte der zweimalige Wimbledonsieger aus Großbritannien: "Alle Spieler sind hier, ich sehe nicht, wie das die ATP weiterbringt."
Der ukrainische Ex-Profi Sergej Stachowski hatte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Haltung des All England Club ausdrücklich gelobt. "Es ist ermutigend, welche Signale Wimbledon an die Ukraine sendet. Nichts sollte wichtiger sein als Menschenleben - Wimbledon macht das klar", sagte Stachowski.
"Wimbledon hat gezeigt, und das war immer so, dass es größer ist als alle Spieler. Wimbledon geht immer voran, was Fairness, was Moderne betrifft. Doch es bleibt seiner Tradition treu, sie geben Tradition Wert. Wimbledon vereint Aristokratie und Moral."
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