Düsseldorf/Wuppertal - (ots) - Derzeit arbeiten vor allem liberale Parlamentarier einen detaillierten Plan zur organisierten Einwanderung aus, auf den diese Republik angesichts neuer Realitäten auf dem Arbeitsmarkt schon so lange warten muss. Es geht vor allem darum, mit einem neuen Gesetz Einwanderung nach Deutschland so zu gestalten, dass sie menschliche Grundrechte selbstverständlich nicht verletzt beziehungsweise schützt. Dass sie aber auch nützlich gelenkt wird in einem Land, das schon jetzt einen enormen Fachkräftemangel verzeichnet, der absehbar gravierend werden wird.
Die Frage also muss lauten: Wie kann künftig Einwanderung so gestaltet werden, dass dieses Land wirtschaftlich stark bleiben kann und nicht ganze Industrien angesichts fehlender qualifizierter Arbeitskräfte ins Ausland abwandern? Wenn Deutschland bei der Lösungssuche schon daran scheitern sollte, seriös Englisch als zweite Amtssprache in Behörden einführen zu wollen, um Integration zu erleichtern und Attraktivität zu erhöhen, dann ist schon das Grundproblem nicht erkannt worden. Abwehrhaltung statt Willkommenskultur, also der Reflex: Wer sich nicht anpassen will, kann bleiben, wo der Pfeffer wächst. Das aber ist die Argumentation eines Staates, der aus ungefährdetem Wohlstand und nicht aus der Not heraus agieren würde. Vielleicht wäre ein Kompromiss ein guter Weg, den nörgelnden Beamtenbund zu besänftigen, der mehr Bürokratie und überforderte Beamte prognostiziert: Dass eine Behörde durch eine gewisse Anzahl von Mitarbeitenden und entsprechende Formulare wenigstens überprüfbar garantieren muss, auf fremdsprachige Einwanderer adäquat reagieren zu können. Zumal in dem FDP-Papier ja gleich auch noch gefordert wird, die Deutschförderung für Fachkräfte und ihre Familien unbedingt auszubauen. Es also in dem liberalen Zehn-Punkte-Papier sehr wohl auch ein Verständnis dafür gibt, dass künftige Einwanderer ihre Integration auch selbst vorantreiben müssen. Es ist an der Zeit, neu zu denken und nicht ständig Stereotype auf veränderte Realitäten abzuladen.
(Kommentar von Olaf Kupfer)
Westdeutsche Zeitung