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Verstärkte Angriffe auf südliche Region Cherson

Die ukrainische Armee hat ihre Angriffe in der von Russland eroberten Region Cherson offenbar deutlich verstärkt.

Laut ukrainischen Militärangaben sollen dort in der Nacht zum Dienstag 52 russische Soldaten getötet sowie unter anderem ein Munitionslager zerstört worden sein. Die örtliche prorussische Verwaltung erklärte hingegen, ukrainische Raketen hätten in der Stadt Nowa Kachowka zivile Wohnungen und Infrastruktur getroffen, mindestens sieben Menschen seien dabei gestorben.

Die südukrainische Region Cherson war kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges von den Invasionstruppen eingenommen worden. Die ukrainischen Streitkräfte starteten dann vor einigen Wochen eine Gegenoffensive in der Region, die an die 2014 von Russland annektierte Krim-Halbinsel angrenzt. Der Schwerpunkt der Kämpfe in der Ukraine lag in den vergangenen Wochen allerdings im Osten des Landes, wo Russland den Großteil seiner Truppen konzentriert hat und zuletzt Geländegewinne erzielen konnte.  

Ukrainische Militärvertreter teilten nun mit, in der Region Cherson seien durch die jüngsten Raketenangriffe feindliche Artillerie, Panzerfahrzeuge sowie "ein Lagerhaus mit Munition in Nowa Kachowka" zerstört worden. Der ukrainische Militärgeheimdienst erklärte zudem, in einer Spezialoperation in der Region Cherson fünf Ukrainer aus russischer Gefangenschaft befreit zu haben. 

Der Chef der prorussischen militärisch-zivilen Verwaltung von Nowa Kachowka, Wladimir Leontiew, schrieb unterdessen im Onlinedienst Telegram, in seinem Ort seien bei den ukrainischen Angriffen sieben Menschen getötet und rund 60 weitere verletzt worden. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben zu Toten und Verletzten war zunächst nicht möglich.

Leontiew erklärte, in Nowa Kachowka gebe es "keine militärischen Ziele". Die Raketen hätten Wohnhäuser, Lager, Geschäfte, eine Apotheke, Tankstellen "und sogar eine Kirche" zerstört. Dutzende Wohnhäuser seien getroffen worden. Die Zahl der Opfer werde noch zunehmen. Menschen würden noch aus den Ruinen geborgen. Das Ausmaß der Schäden sei "enorm", es handle sich um eine "furchtbare Tragödie". 

Von den prorussischen Behörden verbreitete Bilder zeigten mehrere völlig zerstörte Gebäude. In einem von russischen Medien veröffentlichten Video sind eine riesige Feuerkugel sowie eine dichte weiße Rauchwolke zu sehen sowie gewaltige Detonationen zu hören.

Leontiew schrieb von einem "vorsätzlichen, gewaltsamen und zynischen Angriff mit Hochpräzisionsraketen". Laut seiner Stellvertreterin Jekaterina Gubarewa wurde der Angriff mit Mehrfachraketenwerfern des Typs Himars ausgeführt. Diese Raketenwerfer waren von den USA an die Ukraine geliefert worden. 

Die aus dem Westen gelieferten, modernen Raketenwerfer-Systeme werden von Militärexperten dafür verantwortlich gemacht, dass die ukrainische Armee inzwischen in der Lage ist, Angriffe deutlich tiefer in die von Russland eingenommenen Gebiete hinein zu führen.

Die USA warnten allerdings, dass die russische Armee ihrerseits demnächst durch geplante Drohnen-Lieferungen aus dem Iran für die Kämpfe in der Ukraine gestärkt werde. Teheran wolle Moskau "bis zu mehrere hundert" der unbemannten Fluggeräte liefern, darunter waffenfähige Drohnen, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in Washington. Auch gebe es Hinweise darauf, dass der Iran sich darauf vorbereite, russische Einheiten im Einsatz dieser Drohnen auszubilden. 

Unterdessen stieg die Opferzahl eines russischen Angriffs vom Sonntag auf ein Wohnhaus in der Stadt Tschassiw Jar in der ostukrainischen Region Donezk weiter an. 34 Tote wurden dort nach Angaben der örtlichen Behörden bis Dienstag aus den Trümmern geholt. Neun Menschen seien lebend geborgen worden. 

In Moskau sollte am Dienstag eine diplomatische Vertretung der selbst ernannten Volksrepublik Donezk eröffnet werden. An der Zeremonie wollte der russische Außenminister Sergej Lawrow teilnehmen. Russland hatte die selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk im ostukrainischen Donbass wenige Tage vor dem Kriegsbeginn am 24. Februar als unabhängig anerkannt; bereits seit 2014 werden Teile beider Regionen von prorussischen Separatisten kontrolliert. Die Region Luhansk hat die russische Armee inzwischen vollständig erobert.

dja/ck


© Agence France-Presse