Die Lufthansa-Gruppe streicht ihr Angebot wegen des Coronavirus noch stärker zusammen als bislang geplant. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, soll die Flugkapazität in den nächsten Wochen um bis zur Hälfte reduziert werden. Das genaue Ausmaß der Streichungen hänge von der weiteren Entwicklung der Nachfrage ab. Die Maßnahme diene dazu, die finanziellen Folgen des Nachfrageeinbruchs zu verringern und sei Teil eines umfassenden Sparprogramms wegen der Epidemie.
Die größte deutsche Airline hatte zuvor 150 Maschinen und damit 20 Prozent ihrer Flotte aus dem Verkehr gezogen. Die Airlines des Konzerns, zu dem auch Eurowings, Swiss, Austrian Airlines und Air Dolomiti gehören, haben ihren Flugplan bereits deutlich ausgedünnt.
Die Lufthansa-Gruppe sei nun in den vergangenen Tagen "drastischen Buchungsrückgängen und zahlreichen Flugstornierungen" infolge der weiteren Ausbreitung des Virus ausgesetzt gewesen, teilte das Unternehmen mit. "Mittlerweile sind davon alle Verkehrsgebiete betroffen." Die erneute Reduzierung der Flugkapazitäten ergänze die geplanten Sparmaßnahmen im Personalbereich, bei Sachkosten und Projektbudgets sowie weitere Liquiditätsmaßnahmen.
Zur Debatte steht wegen der weltweiten Epidemie auch Kurzarbeit in dem Konzern. Die Umsetzung von Kurzarbeit werde derzeit geprüft, sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Dazu liefen enge Gespräche mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften. Ziel sei es, alle Mitarbeiter in der Krise zu behalten.
Erst am Donnerstag hatte die Lufthansa wegen verschärfter Einreisebestimmungen für viele Europäer vorübergehend alle Flüge nach Israel gestrichen. Die Ziele Tel Aviv und Eilat würden vom 8. bis zum 28. März nicht angeflogen. Bislang flogen die Airlines des Konzerns zusammen täglich zehn mal nach Israel.
Die Lufthansa bot ebenfalls am Freitag ihren Kunden bei allen Neubuchungen bis zum 31. März ab sofort die kostenlose Umbuchung an. Die Lufthansa und ihre Töchter - Eurowings, Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Air Dolomiti - verzichten bis Ende März weltweit auf die Umbuchungsgebühren, teilte der Konzern am Freitag in Frankfurt am Main mit. Kunden können demnach einmalig und unabhängig vom Tarif ihr Ticket auf ein neues Datum bis 31. Dezember 2020 umbuchen.
Auch bei schon bestehenden Buchungen bis zum 5. März mit Abflugdatum bis 30. April können Kunden kostenlos umbuchen, und einmalig auf ein neues Datum bis 31. Dezember umbuchen. Für beide Buchungsarten gilt demnach, dass Abflug- und Zielflughafen identisch sein müssen. Bei abweichenden Tarifen müssen die Kunden die abweichende Differenz zahlen.
Die Folgen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus treffen derzeit die gesamte Flugbranche mit voller Wucht. Wie die Analysefirma Forwardkeys am Donnerstag mitteilte, brach die Zahl der Flugreservierungen auf Verbindungen von Amerika, Asien und Afrika nach Europa in der letzten Februarwoche um 79 Prozent ein - insbesondere, aber nicht nur getrieben durch die Situation im ebenfalls stark vom Coronavirus betroffenen Italien. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA rechnet für die Airlines weltweit mit Einnahmeeinbußen von bis zu 101 Milliarden Euro.
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