ENDLICH GOLD: Was wäre die deutsche Leichtathletik bloß ohne Malaika Mihambo (Wiki)? Einer insgesamt doch sehr ernüchternden WM verlieh die beste Weitspringerin der Welt am Abschlusstag doch noch goldenen Glanz: Weltmeisterin, wie 2019, mit 7,12 m - die Olympiasiegerin hat geliefert. "Weitsprung ist immer Drama", sagte sie in der ARD. Die ersten beiden Sprünge waren ungültig, mit dem dritten auf 6,98 vermied sie den frühen K.o., im vierten übernahm sie mit 7,09 die Führung von der Nigerianerin Ese Brume (7,02) - und im letzten gab es das Sahnehäubchen. "Es war solide", sagte Mihambo. Der Führung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) fiel auf der Tribüne ein solider Felsbrocken vom Herzen.
KÄMPFER KAUL: Dass es nach 2019 nicht zum erneuten WM-Titel für Zehnkämpfer Niklas Kaul reichen würde, war frühzeitig klar. Doch der 24 Jahre alte Mainzer kämpfte, rollte von Platz 16 nach dem ersten Tag das Feld von hinten auf und wurde mit guten 8434 Punkten noch Sechster. "Es ist immer noch mein drittbester Zehnkampf, den ich je gemacht habe, von daher - auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt - kann ich doch mit einem kleinen Lächeln hier raus gehen", sagte Kaul, der noch einige Zähler liegen ließ. Weltrekordler Kevin Mayer aus Frankreich sicherte sich Gold mit 8816 Punkten vor dem Kanadier Pierce Lepage (8701) und Zach Ziemek aus den USA (8676).
MONDO-WAHNSINN: 22 Jahre alte ist Armand Duplantis erst, und doch schon neben dem legendären Sergej Bubka der größte Stabhochspringer der Geschichte. "Mondos" Show am Sonntagabend wäre alleine den sündhaft teuren Eintritt wert gewesen: 6,21 m im zweiten Versuch, Weltrekord. WM-Gold war der letzte Titel, der dem Schweden noch fehlte. Bubka hat sechs davon - sollte machbar sein für den Jahrtausendflieger. "Ich war schon ein wenig müde", sagte Duplantis. Wie ein wacher Duplantis springt, will sich die Konkurrenz auch nicht vorstellen. Stark aber auch die beiden Deutschen: Oleg Zernikel als Fünfter und Bo Kanda Lita Baehre als Siebter, beide mit 5,87, mischten munter im Medaillenkampf mit.
HÜRDEN-IRRSINN: Irgendetwas war mit diesen Hindernissen im Hayward Field entweder gar nicht in Ordnung oder aber sehr in Ordnung. Am Freitag hatte die US-Amerikanerin Sydney McLaughlin den Weltrekord über 400 m Hürden um 73 Hundertstel auf 50,68 Sekunden gedrückt. Und am letzten Wettkampftag lief die Nigerianerin Tobi Amusan im Halbfinale über 100 m Hürden 12,12 Sekunden - acht Hundertstel schneller als der bisherige Weltrekord, 28 Hundertstel schneller als ihre bisherige Bestleistung aus dem Vorlauf. Und um einiges schneller, als dass man dem nicht ohne eine gewisse Skepsis begegnen könnte. Im Finale sprintete die neue Weltmeisterin Amusan dann sogar 12,06 Sekunden - der zu starke Rückenwind verhinderte einen erneuten Weltrekord.
DEUTSCHE BILANZ: Bronze am Samstag für die Frauen-Staffel, Gold für Mihambo - das deutsche Team vermied am letzten Wochenende noch einen Totalausfall. Dennoch sind zwei Medaillen die schlechteste Ausbeute in der Geschichte der erstmals 1983 ausgetragenen WM. 2003 hatte es in Paris zwar kein Gold, aber doch viermal Edelmetall gegeben. 1987 in Rom hatte die BRD nur drei Medaillen gewonnen - die DDR dafür 31. In Eugene überragte Gastgeber USA - 33 Medaillen, 13-mal Gold. So war das geplant.
WAS NOCH ZU SAGEN WÄRE: "Wie lange ich jetzt schlafen will? Ehrlich? Ich will jetzt nicht schlafen, ich will trinken!" (Zehnkampf-Weltmeister Kevin Mayer aus Frankreich)
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