Mainz - (ots) - Ausgerechnet
jetzt. Seit Monaten, seit Jahren freuen sich Millionen Reisende auf
einen wieder halbwegs normalen Sommerurlaub.
Ausgerechnet jetzt ruft
Verdi das Lufthansa-Bodenpersonal zum Warnstreik auf.
Ausgerechnet
jetzt, da die Reisenden ohnehin schon mit Verspätungen, mit langen
Schlangen beim Check-in und bei der Gepäckausgabe kämpfen müssen. Bei
allem Verständnis für das Streikrecht und den Grundsatz, dass ein
Ausstand dem Arbeitgeber wehtun muss: Dieser Warnstreik ist hinsichtlich
Zeitpunkt, Dauer und Auswirkungen völlig maßlos. Er ist eine
Unverschämtheit gegenüber den Reisenden. Auf deren Rücken lässt Verdi
die Muskeln spielen, obwohl die Tarifverhandlungen noch in einem frühen
Stadium sind.
Ja, die Beschäftigten haben unter Corona und dem
Spardiktat des Arbeitgebers gelitten, und sie haben nun mit der
Inflation zu kämpfen. Das geht den Mitarbeitern in zig anderen Branchen
aber genauso. Für jede Pflegerin, für jeden Pfleger, der sich von den
Corona-Belastungen erholen und in den Strandurlaub fliegen will, ist
dieser Streik ein lange nachwirkender Schlag ins Gesicht.
Mit
Verständnis in der Bevölkerung sollte Verdi also besser nicht rechnen.
Auch wenn dieser Arbeitskampf nur ein Vorgeschmack ist auf die
Auseinandersetzungen in anderen Branchen, in denen es ebenfalls um
Lohnforderungen in zweistelliger Prozent-Höhe gehen dürfte. Viele
Beschäftigte an den Flughäfen haben sich zuletzt über aggressive
Reisende beschwert - wenn diese Aggressionen zunehmen, hat daran jetzt
auch die Gewerkschaft ihren Anteil, weil sie die Konflikte anheizt.
Instinktlos.
Bleibt zu hoffen, dass Verdi schnell und noch im Sommer zur Besinnung kommt.
Allgemeine Zeitung Mainz