Das in Sierra Leone registrierte, 186 Meter lange Schiff war am Montagmorgen mit 26.000 Tonnen Mais an Bord vom ukrainischen Hafen Odessa gestartet. Ziel ist der libanesische Hafen Tripoli. Bevor es dorthin fährt, soll es von Vertretern Russlands, der Ukraine, der Türkei und der UNO in Augenschein genommen werden. Die Inspektion soll auf offener See vor Istanbul erfolgen, das Schiff soll also nicht in den Hafen einlaufen.
Es handelt sich um die erste genehmigte Ausfuhr, seit die Ukraine und Russland am 22. Juni in Istanbul ein Getreideabkommen unterzeichnet haben. Die Einigung auf eine Freigabe des zuvor von Russland blockierten Getreideexports aus ukrainischen Häfen war unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen erfolgt. Kiew und Moskau verpflichten sich dabei, sichere Korridore für die Frachtschiffe auf dem Schwarzen Meer zu respektieren und dort auf militärische Aktivitäten zu verzichten.
Am Montag war das Auslaufen des Schiffs aus der Ukraine international als "erster Schritt" zur Linderung der globalen Nahrungsmittelkrise begrüßt worden. Die EU und die Nato forderten Russland aber auch auf, das Getreideabkommen mit der Ukraine "vollständig umzusetzen".
Auch das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, es sei nun vor allem wichtig, dass noch weitere Schiffe auslaufen könnten. Es werde "mit Hochdruck" weiter daran gearbeitet, alternative Transportrouten für das Getreide zu schaffen. Nach Angaben Kiews warten im Hafen von Odessa mindestens 16 weitere Getreideschiffe auf die Ausfahrt.
"Wir müssen abwarten, ob das Abkommen funktioniert und ob die Sicherheit tatsächlich gewährleistet ist", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag in einer Videoansprache. Kiew wirft Russland auch vor, ukrainisches Getreide in den besetzten Gebieten zu stehlen und es dann in verbündete Länder in Afrika und im Nahen Osten, zum Beispiel Syrien, zu verschiffen.
Am vergangenen Mittwoch war in Istanbul das im Abkommen vorgesehene Koordinationszentrum für den Getreideexport eröffnet worden. Dort sollen Vertreter der Ukraine und Russlands sowie der Türkei und der UNO künftig gemeinsam die sichere Durchfahrt ukrainischer Frachtschiffe auf den festgelegten Routen überwachen. Die Schiffe sollen außerdem in Istanbul bei ihrer Ankunft und Abfahrt inspiziert werden, um heimliche Waffenlieferungen zu verhindern.
In den ukrainischen Häfen sind infolge des Kriegs bis zu 25 Millionen Tonnen Getreide blockiert. Die Ukraine und Russland gehören zu den weltweit größten Getreideproduzenten. Vor Beginn des Krieges lieferten beide Länder zusammen etwa 30 Prozent des weltweit gehandelten Weizens. Die Exportblockade trifft insbesondere arme Länder, die stark von Importen aus Russland und der Ukraine abhängig sind.
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