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Scheitert Trump am Coronavirus?

Trump kündigt Maßnahmen gegen ökonomische Folgen von Corona-Krise an. Wenn diese nicht einschlagen könnte seine Wiederwahl im November gefährdet sein. Doch seine Basis würde wahrscheinlich auch Corona in Kauf nehmen.


US-Präsident Donald Trump hat "dramatische" Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs in Aussicht gestellt. Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) werde er bei einer Pressekonferenz einige dieser Maßnahmen vorstellen, sagte Trump am Montag in Washington. Die US-Börsen hatten zu Wochenbeginn wegen des Coronavirus sowie eines Absturzes des Ölpreises ihren schlimmsten Handelstag seit der Finanzkrise von 2008 erlebt. 


Trump kündigte an, dass er am Dienstag mit Kongressmitgliedern über die Maßnahmen gegen die Folgen der Epidemie für die US-Wirtschaft beraten wolle. Die Maßnahmen sollten eine "große Reichweite" haben. Bei den Gesprächen werde es unter anderem um eine weitere mögliche Reduzierung der Einkommensteuer gehen. Auch über Unterstützungsmaßnahmen für von der Corona-Krise betroffene Unternehmen solle gesprochen werden. 

Für Mittwoch lud Trump die Chefs großer US-Finanzinstitute zu Beratungen über die ökonomischen Folgen des Coronavirus ins Weiße Haus ein, wie aus Bankenkreisen verlautete. Der Virus-Ausbruch habe "die Welt aus heiterem Himmel getroffen", sagte der US-Präsident. Bislang sei seine Regierung mit der Epidemie aber "sehr gut umgegangen", beteuerte Trump erneut. 

Der jüngste Einbruch der Börsenkurse hat für den US-Präsidenten potenziell schädliche Auswirkungen für seinen Wahlkampf. In der bisherigen Kampagne für seine Wiederwahl beim Urnengang im November hatte Trump den Anstieg der Börsenkurse als seinen persönlichen Verdienst und als Beleg für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik seiner Regierung angeführt.

Das Coronavirus hatte sich zuletzt in den USA immer mehr ausgebreitet. In den USA sind inzwischen mehr als 600 Menschen an dem Erreger erkrankt, es gab mindestens 26 Todesfälle. Die Gesundheitskrise hat inzwischen auch das engere Umfeld des Präsidenten erreicht: So befindet sich der designierte neue Stabschef im Weißen Haus, der Abgeordnete Mark Meadows, inzwischen in Quarantäne, wie ein Sprecher des Republikaners mitteilte.  

Meadows hatte den Angaben zufolge Ende Februar bei der Jahresversammlung konservativer Aktivisten und Parlamentarier (CPAC) Kontakt zu einem Teilnehmer, der mit dem neuartigen Erreger infiziert war. Der von Trump erst vor einigen Tagen als Stabschef nominierte Abgeordnete zeige jedoch keine Symptome der von dem Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19, erklärte der Sprecher. Ein erster Test auf den Erreger sei bei ihm negativ ausgefallen. 

Auch zwei andere republikanische Abgeordnete aus dem Umfeld des Präsidenten begaben sich in Quarantäne - die Parlamentarier Doug Collins und Matt Gaetz hatten ebenfalls bei dem CPAC-Treffen Kontakt zu dem infizierten Teilnehmer. Auch Collins und Gaetz hatten nach eigenen Angaben aber bislang keine Symptome des Erregers.

Collins hatte Trump am vergangenen Freitag am Sitz der Gesundheitsbehörde CDC in Atlanta im Bundesstaat Georgia getroffen und die Hand des Präsidenten geschüttelt. Gaetz reiste nach Informationen der "New York Times" am Montag mit Trump in der Präsidentenmaschine Air Force One. 

Trumps Sprecherin Stephanie Grisham sagte, der Präsident sei bislang nicht auf das Coronavirus getestet worden, da er keinen engeren Kontakt zu einem Infizierten gehabt und selber keine Symptome der Erkrankung gezeigt habe. 

Das Kreuzfahrtschiff "Grand Princess", das wegen etlicher Coronavirus-Fälle an Bord tagelang vor der Küste Kaliforniens festsaß, legte unterdessen im Hafen von Oakland an. Die ersten Passagiere gingen am Montagnachmittag (Ortszeit) von Bord. Dabei handelte es sich um den Menschen, deren Gesundheitszustand als besonders Besorgnis erregend galt. Sie wurden von Teams in Schutzkleidung in Empfang genommen und in Krankenwagen abtransportiert.

Auf der "Grand Princess" sollen sich mindestens 21 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das Schiff mit insgesamt rund 2400 Passagieren hatte seit Mittwoch vor San Francisco festgesessen.

dja

© Agence France-Presse