Der Beschlussentwurf der Stiko beinhaltet jedoch eine Bedingung, die erste Auffrischungsimpfung oder die letzte Corona-Infektion mindestens sechs Monate zurückliegt, berichtete die "Bild"-Zeitung am Montag. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) begrüßten das Vorhaben des Gremiums.
Nur in "begründeten Einzelfällen" könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden, steht demnach in dem Papier zur Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung.
Zu einer vierten Impfung ab 60 raten derzeit bereits die EU-Behörden, die Stiko empfiehlt sie bislang für Menschen ab 70 oder Risikopatientinnen und -patienten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach(SPD) wiederum hat die Viertimpfung auch für Menschen unter 60 ins Gespräch gebracht.
Allen ab fünf Jahren mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe wegen einer Grunderkrankung wie Immundefizienz, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen werde ebenfalls eine Viertimpfung empfohlen, berichtete "Bild" aus dem Beschlussentwurf.
Mit einer Impfkampagne zur zweiten Auffrischungsimpfung solle ab Mitte September begonnen werden, "um einen optimalen Schutz im kommenden Herbst bzw. Winter zu erzielen", heißt es demnach weiter in dem Stiko-Papier. Die Bürger sollten nicht auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten, der für September erwartet wird.
"Es ist nicht empfohlen, auf einen angepassten Impfstoff zu warten und deshalb eine indizierte Impfung zu verschieben", heißt es demnach in dem Beschlussentwurf. Sobald Varianten-adaptierte Impfstoffe zugelassen und verfügbar werde, die Stiko "die Evidenz aufarbeiten und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen".
KBV-Chef Andreas Gassen sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe): "Es ist zu begrüßen, dass die Stiko wissenschaftlich gut begründet die Indikation für eine zweite Auffrischimpfung auf Personen ab 60 Jahre sowie auf solche mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erweitert. Gleichzeitig gebe es die klare Aussage für die unter 60-Jährigen, dass immungesunde Menschen in diesem Alter von einem zweiten Booster nicht profitieren würden, "und dieser deshalb auch nicht pauschal empfohlen wird".
"Die Praxen stehen für die Impfungen gemäß der Stiko-Empfehlung in der gewohnten Professionalität bereit", sagte Gassen weiter. Positiv sei, "dass nun auch der angepasste Impfstoff zum Herbst kommen soll". Menschen, die ihre dritte Impfung noch nicht erhalten haben, sollten aber nicht unbedingt so lange warten“, betonte der KBV-Chef.
Holetschek erklärte, wenn die Änderungen wie berichtet kommen, sei das eine gute Nachricht. "Ich hatte mich dazu in der vergangenen Woche bereits mit Stiko-Chef Thomas Mertens ausgetauscht und bin dankbar, dass die Experten die zentralen Fragen im Blick haben, die sich gerade stellen."
Es sei "richtig und wichtig, dass die Stiko jetzt die zweite Auffrischungsimpfung gegen Corona auch für Menschen ab 60 Jahren empfehlen will", betonte Holetschek. Dadurch sei Deutschland im Gleichklang mit den Empfehlungen auf EU-Ebene.
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