Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Holt die Krisenpläne - wenn da - aus der Schublade!

"Ich fordere alle Bürgermeister und Landräte auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren", sagte Wieler. Er fordere auch alle Ärzte dazu auf - die Krankenhäuser müssten sich darauf vorbereiten, ihre Strukturen anzupassen.


Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat die Gemeinden und Krankenhäuser in Deutschland wegen der Ausbreitung des Coronavirus dazu aufgerufen, ihre Krisenpläne zu aktivieren. "Es ist eine ernste Situation", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Dienstag in Berlin. Erstmals in der Geschichte der Fußballbundesliga wird es ein sogenanntes Geisterspiel geben, die Stadt Mönchengladbach untersagte Zuschauer für das Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am Mittwochabend.

"Ich fordere alle Bürgermeister und Landräte auf, ihre Krisenpläne zu aktivieren", sagte Wieler. Er fordere auch alle Ärzte dazu auf - die Krankenhäuser müssten sich darauf vorbereiten, ihre Strukturen anzupassen.

"Wir stehen am Anfang dieser Epidemie", sagte Wieler. "Wir werden sie nur bewältigen, wenn alle Verantwortungsträger mit dieser bevorstehenden Krise entsprechend umgehen." Das RKI erklärte mittlerweile ganz Italien zu einem Risikogebiet. Für Deutschland stuft es in der Risikobewertung die Gefahr als "mäßig" ein. Es gebe aber auch in Deutschland besonders gefährdete Gebiete, vor allem den nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg.

Nach den seit Montagnachmittag nicht weiter aktualisierten Zahlen des RKI gibt es in Deutschland 1139 bestätigte Erkrankungen, zwei Menschen in Nordrhein-Westfalen starben. Noch nicht berücksichtigt in den RKI-Zahlen sind die mittlerweile in Sachsen-Anhalt bestätigten vier Erkrankungen, womit auch das letzte Bundesland Coronavirusfälle meldete.

Nach Angaben des Landessozialministeriums wurde bei einem 20-jährigen Mann aus Halle an der Saale die Erkrankung nachgewiesen. Er war zuvor in Südtirol und steckte sich dort mutmaßlich an. Ein 42-Jähriger aus dem Bördekreis meldete sich nach einem Südtirolurlaub ebenfalls mit grippeähnlichen Symptomen in der Universitätsklinik Magdeburg. Er ist in häuslicher Quarantäne.

Bei den beiden anderen Fällen handelt es sich um einen 36-Jährigen aus dem Salzlandkreis, der sich offenbar bei einem Urlaub in Tirol in Österreich infizierte. Auch ein 39 Jahre alter Mann aus dem Bördekreis wurde positiv getestet. Die zuständigen Gesundheitsämter ermitteln derzeit die Kontaktpersonen, um durch Quarantänemaßnahmen die Infektionsketten möglichst zu unterbrechen.

Zunehmend umgesetzt wird in den Bundesländern die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Veranstaltungen mit tausend und mehr Teilnehmern abzusagen. Dieser wollten die drei bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg Folge leisten.

Wie die Stadt Mönchengladbach mitteilte, wird mit dem Ausschluss der Zuschauer vom Rheinderby ein vom Land Nordrhein-Westfalen angekündigter Erlass umgesetzt, Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU) erklärte, dies Stadt bedaure es sehr, "dass es zu dieser Entwicklung gekommen ist, folgen aber selbstverständlich den Vorgaben das Landes, das sich diese Entscheidung sicher nicht leicht gemacht hat."

Reiners wies gleichzeitig Kritik zurück, am vergangenen Samstag das Spiel der Gladbacher Borussia gegen Borussia Dortmund zugelassen zu haben. "Vor diesem Spiel gab es weder eine klare Empfehlung von Bundesseite noch klare Vorgaben durch das Land." Mönchengladbach liegt in der Nachbarschaft zum Landkreis Heinsberg, der am stärksten vom Coronavirus betroffen ist.

Im deutschen Fußball gibt es bisher keine einheitliche Linie im Umgang mit dem Coronavirus. So fand am Montagabend in Stuttgart in der 2. Liga das Spitzenspiel des VfB Stuttgart gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld vor Zuschauern statt, in Leipzig soll am Dienstagabend das Champions-League-Spiel zwischen RB Leipzig und Tottenham Hotspur ebenfalls mit Publikum ausgetragen werden. Es wird aber erwartet, dass am kommenden Wochenende einige sogenannte Geisterspielen in der Bundesliga stattfinden

ran/cfm

© Agence France-Presse