Lichtenau-Dalheim - (lwl) - Wenn Bruder Philipp den Kochlöffel schwingt, Braumeisterin Schwester Doris selbstgebrautes Bier ausschenkt, Bruder Maximilien seine selbstgemachten Seifen präsentiert, der Duft frischer Käsestangen aus der Abtei St. Florian in der Luft liegt und ganz Westfalen sich im Kloster Dalheim (Wiki) trifft, dann ist es wieder Zeit für den Klostermarkt im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Dalheim - und das am kommenden Wochenende (27.8. und 28.8.) inzwischen zum 20. Mal.
Dann kommen Ordensschwestern und -brüder aus rund 40 Abteien, Stiften und Klöstern in Österreich, Tschechien, Frankreich, Polen und dem gesamten Bundesgebiet in das westfälische Kloster Dalheim (Kreis Paderborn), um auf dem weitläufigen Klostergelände ihre Waren anzubieten. Ordensgemeinschaften aus der Region sind ebenso vertreten wie prominente Standorte aus ganz Deutschland und Europa. Jeweils von 10 bis 18 Uhr zeigen sie, was in ihren Küchen, Kellern und Werkstätten in Handarbeit an Produkten entsteht.
"Der Dalheimer Klostermarkt ist eine wunderbare Gelegenheit, um mit der Vielfalt heutiger Klosterkultur in Berührung zu kommen. Marktgäste können hier klösterliche Tradition sehen, hören, schmecken, anfassen und sich mit den Ordensleuten über Gott und die Welt austauschen", sagt die Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. "Das Kloster Dalheim wird zu einer persönlichen Begegnungsstätte und lässt heutige Klosterkultur erlebbar werden."
Ob Brände, Essig und Secco aus dem rheinland-pfälzischen Klosterweingut Jakobsberg, Keramik aus der französischen Gemeinschaft von Taizé, Kunstwerke aus dem Kloster Volkenroda oder Naturprodukte aus dem Stift Schlierbach: "Das Warenangebot auf dem Dalheimer Klostermarkt ist ebenso vielfältig wie die vertretenen Ordensgemeinschaften", so Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. "Dabei stehen die Erzeugnisse, in der Tradition der Klöster für achtsame Herstellung, außergewöhnliche Qualität, Nachhaltigkeit und Naturnähe."
Ein Grund zum Feiern
550 Jahre, nachdem das Kloster Dalheim wieder den Rang eines selbstständigen Klosters er-langt hatte, fand anlässlich dieses Jubiläums der erste Dalheimer Klostermarkt statt. Im Jahr 2002 - lange vor der Eröffnung des LWL-Landesmuseums 2010 - als kleine Veranstaltung mit 40 Metern Standfläche angefangen, erstreckt sich der Dalheimer Klostermarkt heute mit über 300 Metern Standfläche über das weitläufige Klostergelände. Inzwischen waren fast 100 Ordensgemeinschaften aus zwölf Ländern zu Gast beim Dalheimer Klostermarkt. "Einige von ihnen sind schon seit dem ersten Markt 2002 dabei, wie die Benediktinerinnenabtei vom Hl. Kreuz aus Herstelle und die Abtei Königsmünster aus Meschede. Aus Brenkhausen zieht es schon seit 20 Jahren Bischof Anba Damian zum Klostermarkt nach Dalheim", so Rüschoff-Parzinger. Auch Ordensgemeinschaften, die noch nicht von Anfang an in Dalheim dabei sind, freuen sich auf das "große jährliche Familientreffen". "Wie in jedem Jahr erwarten wir zum Jubiläum eine ganz besondere, fast magische Stimmung auf dem Klostergelände, für die sowohl Ordensleute als auch unsere Gäste sorgen. Da darf und soll das Jubiläum auch mit besonderen Attraktionen auf dem Markt gefeiert werden", sagt Organisatorin Eva Beyerstedt.
Markt mit Tradition und neuen Ausstellern
Bereits beim ersten Klostermarkt mit dabei und auch 2022 vertreten sind die Benediktinerinnen der Abtei St. Hildegard aus Rüdesheim. Als "Neugründung" und "Wiederbelebung" des alten Klosters der Äbtissin, Gelehrten und Mystikerin Hildegard von Bingen, wurde die Abtei St. Hildegard Anfang des 20. Jahrhunderts oberhalb der Stadt Rüdesheim neu erbaut. In ihrer Tradition betreiben die Schwestern auch heute noch den Weinanbau. Damit ist die Abtei St. Hildegard das einzige Klosterweingut in Deutschland, in dem Ordensfrauen aktiv mitarbeiten. "Wir sind eine Gemeinschaft von 40 ganz unterschiedlichen Frauen, denen es in ihrer lebendigen Vielfalt immer wieder gelingt, ein gemeinsames Leben der Gottsuche zu führen", berichtet Schwester Thekla Baumgart. Eine Teilnahme am Dalheimer Klostermarkt bedeutet für sie neben vielen fröhlichen Begegnungen mit Gästen und Ordensleuten auch die Chance, den Menschen über ihr Leben und ihren Glauben erzählen zu können. Auf dem Dalheimer Klostermarkt bieten sie neben Wein auch Dinkelprodukte, Nussecken und Weingelee an, die sie in Anlehnung an Hildegard von Bingen selbst herstellen.
Neben den altbekannten Gesichtern freut sich die Marktgemeinschaft 2022 über weitere "Novizen": Neu vertreten sind in diesem Jahr unter anderem das Benediktinerkloster Stift Melk aus Österreich, die Brüder aus der Communauté de Taizé aus Frankreich und das polnische Franziskanerkloster aus dem 890 Kilometer entfernten Katowice-Panewniki. Auch der Verein der Freunde des Klosters Dalheim e.V. ist zum ersten Mal mit einem eigenem Stand und einer Tombola präsent.
"Der jährlich stattfindende Klostermarkt macht das Leben der Ordensgemeinschaften, das häufig verborgen hinter Klostermauern stattfindet, inzwischen zum 20. Mal sichtbar und erlebbar", sagt Rüschoff-Parzinger und bedankt sich bei den Brüdern und Schwestern für ihr Engagement und 20 Jahre Treue. In den vergangenen Jahren kamen rund 15.000 Gäste zum Klostermarkt ins Kloster Dalheim.
Unter den Waren aus klösterlichen Küchen, Brauereien, Weinkellern, Werkstätten und Ateliers gibt es immer wieder Geheimtipps: das frischgebackene Brot, süßes Gebäck und die Käsestangen der Augustiner aus St. Florian in Österreich, Eichsfelder Schmandkuchen sowie Reibeplätzchen von den Barmherzigen Schwestern aus Paderborn, Badezusätze und Balsame von der Abtei St. Severin aus Kaufbeuren, Senf von den tschechischen Trappisten oder Olivenholzschnitzereien vom Verein Musa'Ade. Beliebt sind auch die Kräuter-, Dinkel- und Zirbenholzkissen der Paderborner Jakobusschwestern. Sie bringen außerdem wiederverwendbare Produkte mit nach Dalheim und setzen damit wie viele andere vertretene Ordensgemeinschaften auf Nachhaltigkeit.
Schätze aus den Klostergärten
Kosmetik, Tee und Tinkturen gibt es bei den Franziskaner-Minoriten, die besonders für ihr ausgeprägtes Kräuterwissen bekannt sind. Die Ordensbrüder von Stift Melk bringen u.a. Gin und Klosterliköre mit, für die sie essenzielle Blüten und Kräutern aus dem eigenen Stiftsgarten in Österreich verwenden. Außerdem können sich Gärtnerherzen auf eine Auswahl an Pflanzen freuen, die aus der Klöstergärtnerei der Benediktinerabtei Maria Laach kommen.
Begegnungen zwischen Himmel und Erde
Neben den Ständen bereichern die Ordensleute auch in diesem Jahr das Marktprogramm mit weiteren Angeboten: Pater Gerhard von der Christ-Katholischen Communität St. Andreas lädt an beiden Tagen zu den traditionellen Kräuterführungen im Klostergarten ein. Das CityKloster Bielefeld kommt mit Kaffee und Espresso, und auch mit einem Gesprächsangebot. Der Bücherflohmarkt des Deutschen Orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters Buchhagen lädt die Besucher:innen zum Stöbern nach literarischen Raritäten ein.
"Wir freuen uns mit Bruder Sebastién und Bruder Francis aus der Communauté de Taizé am Samstag um 17 Uhr unter freiem Himmel ein Gebet der ganz besonderen Art zu feiern", sagt Grabowsky. Bei dem Taizé-Gebet im Dalheimer Konventgarten stehen die gemeinsamen Ge-sänge mit einem Jugendchor unter der Leitung von Rodrigo Bartsch aus Aachen im Fokus. "Diese besondere Form des Gebets lädt durch die sich wiederholenden Liedzeilen alle Menschen ein, mitzumachen und ist ein schönes Erlebnis", so Grabowsky weiter. Zusätzlich gibt es am Sonntag um 10.30 Uhr die Heilige Messe in der Klosterkirche.
Familienfreundliches Rahmenprogramm
Zum Jubiläum erwartet die Besucher:innen ein besonderes Rahmenprogramm. Eine Zeitreise auf dem Gelände soll vor allem bei den vielen langjährigen Klostermarkt-Fans Erinnerungen an die letzten 20 Jahre wecken. Bei der Klostermarkt-Rallye lernen junge und erwachsene Marktgäste die Ordensleute und deren Produkte kennen. Ein mobiler Kneipp-Barfußpfad lädt dazu ein, sich "auf die Sohlen zu machen", und Kinder begegnen im Streichelzoo Schafen, Eseln, Hühnern und Ziegen. Auf dem Klosterspielplatz mit Seilbahn, Wippe und Holzkegelbahn können Kinder toben, und an der Jubiläums-Torwand zeigen sie ihr fußballerisches Talent.
Die Handwerksvorführungen stehen auch wieder auf dem Programm: Experten zeigen auf dem Marktgelände das Grünholzdrechseln, und in der Klosterbrauerei kann das Publikum sehen, wie das "Dalheimer Klosterbräu" entsteht. Klostermühle, -brennerei, -weberei und -schmiede sowie am Sonntag zusätzlich die Stellmacherei lassen historisches Handwerk lebendig werden.
In der "Klosterwerkstatt" bauen Kinder Schiffchen aus Holz und basteln kleine Mönchs-Schlüsselanhänger. Sie filzen Blüten- und Traumfresserchen, kleben Kieselmosaik, gestalten gemeinsam ein Miniaturkloster und malen Kloster-Malbögen aus (Materialkosten pro Kind: 3 Euro). Jugendliche und Erwachsene können in der Weberei die Indigo-Färbewerkstatt besuchen und Handtücher (Materialkosten 9 Euro) oder Bandanas (6 Euro) gestalten.
Am Sonntag um jeweils 14 Uhr und 16 Uhr lässt Uwe Natus seine Puppen tanzen: Junge und erwachsene Marktbesucher sind zu einer Vorstellung (Dauer: 60 Minuten) des Kinderpuppentheaters eingeladen. Für musikalische Unterhaltung auf dem Marktgelände sorgt am Sonntag der Bläserkreis der Universität Paderborn.
Im Eintrittspreis zum Markt enthalten ist auch der Besuch des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur inklusive der Sonderausstellung "Latein. Tot oder lebendig!?" sowie die Teilnahme an den Führungen durch die Sonderausstellung, die Klosteranlage und die Klostergärten.
Eintrittspreise
Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Gruppen (ab 16 Personen) 4,80 Euro (je Person), Kinder / Jugendliche und LWL-MuseumsCards sowie Mitglieder vom Verein der Freunde: Eintritt frei.
Das Klosterwirtshaus ist, anders als im regulären Museumsbetrieb, während des Klostermarktes nicht frei zugänglich.
Hunde sind angeleint auf dem gesamten Klostergelände erlaubt - nicht erlaubt sind Hunde im LWL-Museum.
Für die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind am Klostermarkt-Wochenende ab Paderborn Hauptbahnhof Sonderbusse eingesetzt. Zwischen 9.25 Uhr und 17.25 Uhr fährt alle zwei Stunden ein Bus über Paderborn, Dörenhagen und Lichtenau zur Haltestelle Dalheim-Mitte. Gleiches gilt für die Rückfahrten zwischen 10.15 Uhr und 18.15 Uhr. Der Busfahrplan ist unter https://www.fahr-mit.de und auf der Klostermarkt-Webseite abrufbar.
Das direkt an der Paderborner-Land-Route gelegene Kloster Dalheim erreichen Besucher:innen mit dem Fahrrad von Paderborn, Bad Lippspringe, Altenbeken, Lichtenau, Salzkotten, Büren und Bad Wünnenberg aus. Alternativ können je nach Startpunkt auch der Altenauradweg, der Almeradweg, die Mühlenroute und weitere Fahrradwege genutzt werden. Die Fahrradweg-Ausschilderungen nach "Lichtenau-Dalheim" oder zum "LWL-Kloster Dalheim" weisen den Weg. Gegenüber dem Museumseingang stehen Fahrradstellplätze zur Verfügung. Für E-Bikes gibt es dort auch sechs Ladestationen, die während des Klostermarktes kostenlos genutzt wer-den können.
Weitere Informationen unter Telefon 05292 9319-0 oder auf der Webseite http://www.dalheimer-klostermarkt.lwl.org
Stiftung Kloster Dalheim
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Am Kloster 9, 33165 Lichtenau-Dalheim
http://www.stiftung-kloster-dalheim.org
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
Bild: Jubiläum mit Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky, Schwester Thekla Baumgart aus der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Organisatorin Eva Beyerstedt (v.l.) freuen sich gemeinsam auf den 20. Dalheimer Klostermarkt. (Foto: LWL/Kristina Schellenberg)