50 Jahre nach der bislang letzten Mondlandung startet am Montag wieder eine Rakete zu dem noch immer geheimnisvollen Erdtrabanten. Der erste Flug der Artemis-Mission findet ohne Besatzung statt - doch der Start der stärksten Rakete der Welt soll der Auftakt zur Rückkehr des Menschen zum Mond sein.
Für die Nasa, welche die Mission mehr als zehn Jahre lang vorbereitet hat, ist Artemis 1 zudem höchst symbolträchtig. Die Mission soll beweisen, dass die US-Weltraumbehörde immer noch konkurrenzfähig ist angesichts der Ambitionen Chinas oder des privaten US-Unternehmens SpaceX.
Der Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida wird mit Spannung erwartet. Die Hotels in der Region sind ausgebucht, zwischen 100.000 und 200.000 Menschen wollen das Spektakel am Montag um 08.33 Uhr Ortszeit (14.33 Uhr MESZ) vor Ort miterleben. Zum Vergleich: Der erste bemannte Start von SpaceX im Jahr 2020 hatte 220.000 Menschen angezogen.
Das 98 Meter hohe orange-weiße Raumfahrzeug steht seit Tagen am Startplatz 39B des Kennedy Space Centers bereit. "Die Aufregung ist spürbar", sagt Janet Petro, die Leiterin des Zentrums.
Ziel von Artemis 1 ist es, die SLS-Rakete und die Orion-Kapsel an ihrer Spitze, in der später die Besatzung reisen soll, unter realen Bedingungen zu testen. Statt Astronauten sind Menschenpuppen an Bord, deren Sensoren Beschleunigung, Vibrationen und Strahlungswerte aufzeichnen. Kameras dokumentieren die 42-tägige Reise. Ein spektakuläres Dummy-Selfie mit der Erde und dem Mond im Hintergrund ist auch geplant.
Die Orion-Kapsel soll den Mond umkreisen, sich ihm bis auf 100 Kilometer nähern und dann ihre Triebwerke zünden, um bis zu 64.000 Kilometer hinter den Mond vorzudringen – dies wäre ein Rekord für ein Raumschiff, das Menschen befördern soll.
Vor allem der Hitzeschild soll getestet werden, der bei seiner Rückkehr in die Erdatmosphäre einer Geschwindigkeit von fast 40.000 Kilometern pro Stunde und einer Temperatur halb so heiß wie die der Sonnenoberfläche standhalten muss.
Tausende Menschen aus den USA und Europa haben die Mission vorbereitet. Die Europäische Weltraumorganisation ESA steuerte beispielsweise das ESM-Servicemodul bei, das die Orion-Kapsel mit Strom, Wasser und Sauerstoff versorgt.
Durch die jahrelange Vorbereitung ist keineswegs sichergestellt, dass alles glatt läuft. "Wir machen etwas unglaublich Schwieriges, und das birgt Risiken", sagt Missionsleiter Mike Sarafin.
Trotz zahlreicher Tests im Vorfeld werden die verschiedenen Teile der Kapsel und der Rakete erstmals gemeinsam fliegen. Die Nasa will das Experiment auch dann fortsetzen, wenn sich die Solarpaneele von Orion nicht wie geplant entfalten – ein Risiko, das mit einer Besatzung nicht eingegangen werden würde.
Ein völliges Scheitern wäre jedoch verheerend für das Programm, das mit 4,1 Milliarden US-Dollar pro Raketenstart zu Buche schlägt und bereits fünf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan liegt.
Die nächste Mission, Artemis 2, soll 2024 Astronauten in eine Umlaufbahn um den Mond bringen. Die Astronauten von Artemis 3 sollen dann nach bisheriger Planung 2025 auf dem Mond landen. Einer unabhängigen Prüfung zufolge ist damit aber erst für frühestens 2026 zu rechnen. Ab Artemis 3 plant die Nasa, etwa einmal pro Jahr Missionen mit Besatzung zu starten.
Die bislang letzte bemannte Mondlandung, die Apollo-Mission 17, datiert in das Jahr 1972 zurück. Das Ziel von Artemis sind aber nicht nur erneute Landungen auf dem Erdtrabanten. Geplant sind eine dauerhafte Raumstation in der Mondumlaufbahn und eine Basis auf dem Planeten selbst - von wo aus eines Tages Astronauten weiter zum Mars reisen könnten.
Doch nun muss erst einmal der Start von Artemis 1 am Montag klappen. Das Wetter in Florida ist zu dieser Jahreszeit launisch - und könnte den Zeitplan verändern.
mh/dja
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Lucie AUBOURG / © Agence France-Presse