Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Als tragende Säule der Wissensgesellschaft beschrieb Dr. Benedikt Hüffer die Absolventen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung bei der Verleihung des Karl-Holstein-Preises am10. März in Münster. „Ihr Wissen ist für unsere Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich“, sagte der Präsident der IHK Nord Westfalen.
Er meinte damit ganz besonders die 25 Ausbildungs- und fünf Weiterbildungsabsolventen von Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, die bei den Prüfungen 2019 am besten abgeschnitten hatten und dafür mit dem höchsten Bildungspreis der nord-westfälischen Wirtschaft ausgezeichnet wurden.
Den Karl-Holstein-Preis verleiht die IHK seit 1980 jedes Jahr an ihre Prüfungsbesten. Ziel ist, Politik und Öffentlichkeit auf das hohe Leistungsniveau aufmerksam zu machen, das junge Menschen über eine betriebliche Aus- und Weiterbildung erlangen. „Denn leider wird viel zu oft die Wissensgesellschaft mit Hochschule und Studium gleichgesetzt“, bedauerte Hüffer. Die feh-lende Wertschätzung für das praxisnahe Lernen im Betrieb habe sich in den vergangenen Jahren in einem drastischen Akademisierungstrend geäußert. „Aktuell scheint sich der Trend aber umzukehren, denn während zuletzt die Erstsemesterzahl zurückging, schlossen in Deutschland wieder mehr Menschen einen Ausbildungsvertrag ab“, berichtete der IHK-Präsident und lieferte eine Erklärung gleich mit: „Das könnte auch an den hervorragenden Beschäftigungschancen betrieblich ausgebildeter Fachkräfte liegen. Bei Meistern, Fachwirten und Technikern mit IHK-Abschlüssen liegt die Arbeitslosenquote mit 1,8 Prozent zum Beispiel sogar niedriger als bei Akademikern.
„Sechs von zehn Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region sehen laut IHK-Umfrage aufgrund des Defizits an betrieblich qualifizierten Fachkräften ihre Zukunft gefährdet. Jedes vierte Unternehmen hatte bereits Schwierigkeiten, seine Ausbildungsstellen zu besetzen“, so Hüffer. Diese Situation werde sich nach Berechnungen der IHK in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Allein in Nord-Westfalen verringere sich danach die Zahl der vorhandenen Fachkräfte bis 2030 um 172.000.
Hüffer: „Die Betriebe müssen dann mit einem Fünftel weniger Fachkräften auskommen.“Besondere Aufmerksamkeit erhielten die fünf Weiterbildungsbesten. Mit ihrer Leistung zeigten sie eindrücklich, wie berufliche Aus- und Weiterbildung systematisch ineinandergreifen, sagte Hüffer. Die IHK-geprüften Fortbildungsabschlüsse setzen auf die Inhalte der zugehörigen Ausbildungsberufe auf und qualifizieren die ausgebildeten Fachkräfte für Führungsaufgaben. Für sie gilt in Zukunft die gesetzliche Bezeichnung „Bachelor Professional“ und „Master Professional“. „Dadurch wird der hohe Wert der Abschlüsse endlich international verständlicher“, begrüßte Hüffer die Änderung des Berufsbildungsgesetzes.
„Behalten Sie Ihre Neugier und vor allem Ihre Freude am Lernen bei“, empfahl Hüffer den erfolgreichen Absolventen, bevor er ihnen die Urkunden überreichte. Die 25 ehemaligen Auszubildenden sind die Besten der 10.131 Absolventen, die 2019 ihre Berufsausbildung in Unternehmen des Münsterlandes und der Emscher-Lippe-Region erfolgreich abgeschlossen haben. Die fünf ausgezeichneten Weiterbildungsabsolventen sind die Besten von 947 Teilnehmern an IHK-Fortbildungsprüfungen des vergangenen Jahres.
Hüffer bescheinigte den „Besten der Besten“ eine „großartige Leistung“. Geehrt wurden eine Bilanzbuchhalterin, ein Logistikmeister, ein Technischer Betriebswirt, ein Wirtschaftsfachwirt sowie ein Operativer Professional (IT).
Stichwort Karl-Holstein-Preis: Der Karl-Holstein-Preis ist der höchste Bildungspreis der IHK Nord Westfalen. Er wird seit 1980 jährlich an die 25 prüfungsbesten Auszubildenden der regionalen Wirtschaft vergeben und seit 2003 zusätzlich an die fünf besten Weiterbildungsabsolventen der IHK Nord Westfalen – Industriemeister, Fachkaufleute, Fach- und Betriebswirte und IT-Profis. Belohnt werden individuelle Spitzenleistungen in der Aus- und Weiterbildung. Namensgeber ist der ehemalige IHK-Präsident und Konsul Karl Holstein aus Gelsenkirchen, der sich besonders um die berufliche Bildung verdient gemacht hat. Der Vorstandsvorsitzende und spätere Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Libbey-Owens-Gesellschaft für maschinelle Glasherstellung AG (DE-LOG) war von 1970 bis 1976 Präsident der damaligen Industrie- und Handelskammer zu Münster und von 1973 bis 1976 Vorstandsmitglied des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
Alle Fotos: IHK Nord-Westfalen