Das seit Wochen von kriegerischen Handlungen betroffene Atomkraftwerk Saporischschja ist am frühen Sonntagmorgen nach ukrainischen Angaben vollständig abgeschaltet worden. Gegen 3.40 Uhr Ortszeit (2.40 Uhr MESZ) sei der letzte am Netz verbliebene Reaktor sechs "vom Stromnetz getrennt" worden und produziere keinen Strom mehr, erklärte der staatliche ukrainische Akw-Betreiber Energoatom. Die "Vorbereitung zur Abkühlung" laufe derzeit. Angriffe rund um das größte Akw Europas ließen zuletzt Befürchtungen über ein nukleares Desaster aufkommen.
"Im Falle einer erneuten Beschädigung der Übertragungsleitungen, die die Anlage mit dem Stromnetz verbinden - ein Risiko, das nach wie vor hoch ist - wird der Eigenbedarf des Kraftwerks durch Dieselgeneratoren gedeckt", warnte Energoatom. Der staatliche Akw-Betreiber forderte erneut die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone um das Kraftwerk, da nur so die Sicherheit des Kraftwerks gewährleistet werden könne.
Das Akw Saporischschja (Wiki) im Süden der Ukraine ist seit März von russischen Truppen besetzt. Das Kraftwerksgelände wurde in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen, die Ukraine und Russland machten sich gegenseitig für diese Angriffe verantwortlich.
In der vergangenen Woche war ein Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) unter Leitung ihres Generaldirektors Rafael Grossi zu dem Akw gereist und hatte dort Untersuchungen vorgenommen. Zwei IAEA-Fachleute sollen dauerhaft auf dem Kraftwerksgelände bleiben.
kas/se © Agence France-Presse