Zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ergreifen die USA
drastische Maßnahmen und verhängen ein 30-tägiges Einreiseverbot für Europäer.
Die Grenzen für Menschen aus Europa sollen ab Freitag um Mitternacht (Ortszeit)
geschlossen werden, wie Präsident Donald Trump am Mittwoch in einer
Fernsehansprache ankündigte. Er warf den EU-Staaten vor, nicht rasch genug auf
die Ausbreitung des neuartigen Erregers reagiert zu haben.
Trump kritisierte vor allem, dass nach dem Ausbruch des Virus in China die europäischen Grenzen nicht für Reisende aus der Volksrepublik geschlossen worden waren, wie dies die USA getan hatten. Der Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, bezeichnete Europa als die "wahre Bedrohung" für die USA in der Corona-Krise.
Laut Trump ist Großbritannien nicht von dem Einreiseverbot betroffen. Warum dies so ist, begründete er nicht. Auch in Großbritannien hatte sich das Coronavirus zuletzt ausgebreitet, es gibt dort mehr als 450 bestätigte Infektionen. Die US-Grenzschließung gilt für Reisende aus den 26 Staaten des Schengenraums, zu dem Großbritannien nicht gehört.
Wer sich innerhalb der vergangenen 14 Tage im Schengenraum aufgehalten hat, darf nicht in die USA einreisen. Ausgenommen sind US-Bürger und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung in den Vereinigten Staaten.
Die Maßnahmen seien nötig, um "die Gesundheit und das Wohlergehen" der US-Bürger zu schützen, sagte Trump. Das Coronavirus hatte sich zuletzt auch in den USA ausgebreitet. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität starben dort bereits fast 40 Menschen an der Corona-Infektion, die Zahl der bestätigten Ansteckungsfälle stieg auf mehr als 1300.
Verwirrung gab es zunächst darum, ob die von Trump verkündeten Beschränkungen nur für Menschen oder auch für Waren aus Europa gelten. In seiner Ansprache sagte der Präsident, auch eine "enorme Menge" des Warenverkehr werde betroffen sein. Wenig später stellte er dies dann aber im Kurzbotschaftendienst Twitter richtig: "Die Einschränkung stoppt Menschen, nicht Güter", erklärte er.
In seiner Ansprache kündigte Trump auch Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie an. So sollen die Fristen für die Steuerzahlungen bestimmter Unternehmen und Gruppen von Bürgern verlängert werden. Dadurch sollen mehr als 200 Milliarden Dollar an zusätzlicher Liquidität in die US-Wirtschaft gepumpt werden. Ferner appellierte Trump an den US-Kongress, auf die Corona-Krise mit raschen Kürzungen der Einkommensteuer zu reagieren.
Im Börsenhandel in Asien trugen Trumps Ankündigungen zu einem erneuten Absacken der Kurse bei. In Tokio sank der Leitindex Nikkei am Vormittag um 5,17 Prozent, er schloss mit einem Minus von 4,4 Prozent. In Hongkong verlor der Hang-Seng-Index fast drei Prozent. Auch der Ölpreis rutschte erneut stark ab.
Analysten zeigen sich enttäuscht über die angekündigten US-Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Effekte der Corona-Krise. Auch Trumps verwirrende Aussagen zum Warenverkehr hatten offenbar einen Effekt. Bereits in den Tagen vor Trumps Ansprache hatten die US-Börsen wegen der Coronakrise und des stark gesunkenen Ölpreises dramatische Kursabstürze erlebt.
Wie in Europa beeinträchtigt die Pandemie in den USA inzwischen immer mehr das öffentliche Leben. So setzte die Basketball-Liga NBA ihren Spielbetrieb vorerst aus, nachdem ein Spieler des Clubs Utah Jazz positiv auf den Erreger getestet worden war. In New York wurde die traditionelle Parade zum St. Patrick's Day verschoben, die am kommenden Dienstag stattfinden sollte.
Auch Hollywood hat das Coronavirus erreicht: Der Schauspieler Tom Hanks gab bekannt, dass er und seine Frau an dem Erreger erkrankt sind. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden von Queensland befindet sich das Paar in einem Universitätskrankenhaus in Quarantäne.
dja/ut
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