Mit einer Prozession durch das Londoner Stadtzentrum hat am Mittwoch die nächste Etappe der Trauerfeierlichkeiten für die britische Königin Elizabeth II. stattgefunden. Der Trauerzug mit dem neuen König Charles III., seinen Geschwistern und seinen Söhnen William und Harry an der Spitze begleitete den Sarg der Queen vom Buckingham-Palast (Wikipedia) zur Westminster Hall (Wikipedia) . An dem dort aufgebahrten Sarg können die Menschen nun bis Montag Abschied nehmen.
Der von sechs Pferden gezogene Wagen mit dem Sarg der Queen setzte sich pünktlich um 14.22 Uhr Ortszeit (15.22 Uhr MESZ) am Buckingham-Palast in Bewegung. Die Glocke von Big Ben (Wikipedia) erklang, und im Hyde Park ( Wikipedia) wurden im Minutentakt Salutschüsse abgegeben. Der Sarg war mit der königlichen Standarte geschmückt, obenauf lagen ein Blumengesteck und die Königskrone (Wikipedia).
Hinter dem Sarg schritten außer Charles III. auch seine Geschwister Anne, Andrew und Edward und seine beiden Söhne. Der Anblick von Thronfolger Prinz William und seinem jüngeren Bruder Prinz Harry weckte Erinnerungen an den Tod von Prinzessin Diana vor 25 Jahren. Damals waren der 15-jährige William und der zwölfjährige Harry mit gesenkten Häuptern hinter dem Sarg ihrer bei einem Unfall gestorbenen Mutter hergeschritten.
Für den Trauerzug der Queen sahen die detaillierten Vorgaben des Palastes genau 38 Minuten für die gut anderthalb Kilometer lange Strecke vor. Ziel war die bereits im 12. Jahrhundert errichtete Westminister Hall, das älteste Gebäude des Parlamentssitzes Palace of Westminister. Um "die Ruhe während der Prozession" sicherstellen, wurde währenddessen der Flugverkehr eingeschränkt, wie der Flughafen Heathrow mitteilte.
Elizabeth II. war am Donnerstag vergangener Woche nach 70 Jahren auf dem britischen Thron im Alter von 96 Jahren in ihrer schottischen Residenz Balmoral gestorben. Für die Trauerfeierlichkeiten wird ein beträchtlicher Aufwand betrieben. Nach mehreren Stationen in Schottland wurde der Sarg der Queen am Dienstagabend nach London in den Buckingham-Palast gebracht.
In Westminster Hall wurde der Sarg nach einem kurzen Gottesdienst aufgebahrt. Von Mittwochabend bis Montagmorgen (07.30 Uhr MESZ) können Bürgerinnen und Bürger dort der Queen die letzte Ehre erweisen. Die ersten Trauernden hatten sich bereits am Montag zum Anstehen eingefunden. Einige Wartende waren daher mit Decken, Campingstühlen, Zelten und Regenponchos ausgerüstet.
"Die Nacht war ziemlich feucht, kalt und feucht, aber ich habe einen kleinen Stuhl und einen großen Schirm", sagte der 52-jährige Dan Ford.
Auch der 85 Jahre alte Brian Flatman scheute die Mühe nicht. Nachdem er als Jugendlicher die Krönung der Queen (YouTube) knapp verpasst habe, werde er den Abschied von ihr nun "auf keinen Fall" versäumen, sagte er. "Ich war 16, wir kamen vor Mitternacht hier an, Hyde Park Corner, super Platz, aber plötzlich wurde ich krank", schilderte Flatman die verpasste Krönung.
Die Regierung rechnet damit, dass zum aufgebahrten Sarg der Queen deutlich mehr Menschen kommen, als die 200.000, die 2002 von Queen Mum - der Mutter von Elizabeth II. - Abschied genommen hatten. Sie riet den Wartenden, wetterfeste Kleidung zu tragen und eine mobile Ladestation für ihre Handys mitzubringen. (YouTube)
Die Trauerfeier für die Queen mit Staatsgästen aus aller Welt findet am Montag in der Westminister Abbey statt. Beigesetzt wird die Queen anschließend auf Schloss Windsor. Auch an diesem Tag wird der Flugverkehr eingeschränkt, wie der Flughafen Heathrow ankündigte.
Mit dem Tod von Elizabeth II. und der Thronbesteigung von Charles III. beginnt eine neue Ära im Vereinigten Königreich. Am Mittwoch telefonierte Charles mit US-Präsident Joe Biden (stadt40) . Wie das Weiße Haus mitteilte, sprach Biden dem König sein Beileid zum Tod seiner Mutter aus und äußerte den Wunsch, die "enge Beziehung" zum britischen Königshaus fortzusetzen.
yb/mid/dja © Agence France-Presse