Staatenlenker aus der ganzen Welt haben sich am Wochenende in London für den Abschied von der britischen Königin Elizabeth II. versammelt. US-Präsident Joe Biden wollte der verstorbenen Queen am Sonntag die Ehre erweisen und ihren in Westminster Hall aufgebahrten Sarg besuchen.
Die Warteschlange, in der seit Mittwoch hunderttausende Menschen stundenlang ausharrten, um einen Blick auf den aufgebahrten Sarg der Queen werfen zu können, wurde am frühen Sonntagnachmittag geschlossen, niemand durfte sich mehr anstellen. Die bereits Wartenden sollen noch bis Montagfrüh um 06.30 Ortszeit (7.30 Uhr MESZ) Gelegenheit erhalten, sich von Elizabeth II. zu verabschieden.
Charles III. empfing am Sonntag zunächst die australische Premierministerin Jacinda Ardern zu einer Audienz. "Man merkt, dass es ihm viel bedeutet, das schiere Ausmaß der Gefühle der Leute für die verstorbene Königin zu sehen", sagte Ardern dem Sender BBC. Gleichzeitig deutete sie die Herausforderungen an, die auf das Königshaus zukommen: Sie erwarte, dass Neuseeland "noch zu meinen Lebzeiten" die Monarchie abschaffen werde.
Am Montag findet in der Westminster Abbey die Trauerfeier für die am 8. September im Alter von 96 Jahren verstorbene Königin Elizabeth II. statt. Geladen sind mehr als 2000 Amts- und Würdenträger aus aller Welt, Deutschland wird durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vertreten.
Rund um die Kathedrale kampierten am Sonntag bereits die ersten Neugierigen, um sich einen guten Platz zu sichern. Die Lehrerin E.J. Kelly aus Nordirland ergatterte mit Freundinnen einen Platz in der ersten Reihe an der Prozessionsstrecke zwischen Westminster Abbey und Schloss Windsor. "Es ist wunderbar, das im Fernsehen zu sehen, aber hier zu sein, ist nochmal etwas ganz Anderes", sagte die mit Campingstuhl, warmer Kleidung und einem Paar Extra-Socken ausgerüstete 46-Jährige.
Am Samstag hatten Charles III. und sein Sohn Prinz William in der kilometerlangen Schlange vor Westminster Hall stehende Menschen mit einem Besuch überrascht. Die Menge jubelte dem König und seinem ältesten Sohn zu, als diese sich bei den Trauernden für ihre Anteilnahme bedankten.
Auch die Königsfamilie erschien erneut in Westminster Hall(Wikipedia), um Totenwachen abzuhalten - am Freitagabend Charles III. und seine drei Geschwister, am Samstagabend die acht Enkel von Elizabeth II.
Charles' Ehefrau Camilla, die nun den Titel der Königsgemahlin trägt, würdigte die Lebensleistung der Königin. Sie sei ihren Weg als einzige Frau in einer von Männern dominierten Welt gegangen und habe ihre Rolle in einer Zeit, als es noch keine weiblichen Regierungschefinnen oder Präsidentinnen gab, selbst ausgestalten müssen, sagte sie einem Fernsehsender.
Am Sonntagabend um 21.00 Uhr MESZ sollte nach einem einzigen Glockenschlag von Big Ben in ganz Großbritannien eine Schweigeminute für die Königin abgehalten werden.
Nach der Trauerfeier in der Westminster Abbey am Montagmittag wird der Sarg mit den sterblichen Überresten der Queen in einer letzten feierlichen Prozession nach Schloss Windsor gebracht. Dort findet die Beisetzung im Kreis der königlichen Familie statt.
Das Staatsbegräbnis für die Queen ist das erste in Großbritannien seit dem Tod des einstigen Premierministers Winston Churchill im Jahr 1965. Die Trauerfeierlichkeiten für die Königin finden unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt - für die Londoner Polizei ist es der größte Einsatz ihrer Geschichte.
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Helen Rowe und Jitendra Joshi / © Agence France-Presse
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