An der Börse in Frankfurt am Main öffnete der Dax 1,84 Prozent im Minus bei 12.528,37 Punkten. In Paris gaben die Kurse zu Handelsbeginn um 1,70 Prozent nach, in London um 0,92 Prozent. Die Anleger hatten die kräftige Zinserhöhung der US-Notenbank zwar erwartet, waren aber überrascht von den Aussichten auf die kommenden Jahre: So sieht die Fed den Leitzins im kommenden Jahr bei über 4,5 Prozent, die Experten rechnen nicht mit einer Senkung vor 2024.
In Japan teilte die Zentralbank am Donnerstag mit, sie setze weiter auf eine expansive Geldpolitik. Daraufhin stieg der Kurs des Dollar zum Yen kurzzeitig auf ein 24-Jahres-Hoch. Die Kurse an der Börse in Tokio fielen dennoch - Experten führen das auch auf die Erwartung einer schwächeren Konjunktur weltweit zurück: Exportunternehmen fürchteten ein Abflauen der Konjunktur wegen der Zinserhöhungen, erklärten etwa die Analysten von Daiwa Securities.
In den USA fielen die Kurse ebenfalls; der Dollar erreichte ein 20-Jahres-Hoch. Höhere Zinsen machen eine Anlage in Dollar und in Staatspapiere attraktiver - in Unternehmen dagegen unattraktiver.
Die US-Notenbank Fed erhöhte den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation erneut kräftig um 0,75 Punkte auf 3,0 bis 3,25 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell räumte ein, dass der Kurs der hohen Zinsen eine Periode des verlangsamten Wachstums und der wachsenden Arbeitslosigkeit mit sich bringe.
Doch nannte er die Eindämmung der Preissteigerung als wichtigstes Ziel: "Wir müssen die Inflation überwinden. Ich wünsche mir, es gäbe einen schmerzfreien Weg, dies zu tun. Aber den gibt es nicht."
Powell betonte, dass aufgrund der historischen Erfahrungen eine vorzeitige Lockerung der Geldpolitik nicht ratsam sei. Die Fed werde deshalb ihren derzeitigen Kurs gegen die Inflation weiterverfolgen, "bis der Job erledigt ist".
Für das laufende Jahr senkte die Fed ihre Wachstumsprognose deutlich ab. Sie erwartet nur noch ein minimales Wirtschaftswachstum in den USA von 0,2 Prozent. Im Juni war sie noch von einer Steigerung um 1,7 Prozent ausgegangen. Für 2023 erwarten die Fachleute der Fed nun ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent.
Beim Leitzins ist es bereits die fünfte Erhöhung in diesem Jahr und die dritte Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte in Folge. Auf derart drastische Maßnahmen hatte die Fed zuletzt in den 70er und 80er Jahren zurückgegriffen. Damals war die Folge ebenfalls eine tiefe Rezession gewesen.
Die Inflation in den USA war im Juni auf 9,1 Prozent gestiegen, den höchsten Wert seit über 40 Jahren. Im Juli ging sie zwar leicht auf 8,5 Prozent zurück und im August auf 8,3 Prozent im Jahresvergleich. Das ist aber nach Einschätzung der Fed noch immer viel zu hoch.
Auch in Großbritannien setzt die Zentralbank im Kampf gegen die Teuerung auf eine weitere Erhöhung des Leitzinses. Beobachter erwarten, dass sie den Satz am Donnerstag um 0,5 Punkte auf 2,24 Prozent anhebt.
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