Berlin (ots) Fast ein Drittel des gesamten Verpackungsmülls in Deutschland fällt
bereits vor den Kassen von Supermärkten, Drogerien und sonstigem Einzel-
und Großhandel an. Das zeigt eine Studie, die die Gesellschaft für
Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des NABU erstellt hat. Die
sogenannten Transportverpackungen machen mit 5,5 Millionen Tonnen im
Jahr knapp 30 Prozent des Verpackungsverbrauchs aus.
Transportverpackungen werden eingesetzt, um Waren aus der Produktion
oder dem Lager in den Einzel- und Großhandel zu transportieren. Es sind
größtenteils Einwegverpackungen, gut zwei Drittel sind aus Papier, Pappe
und Karton (PPK). Eine riesige Ressourcenverschwendung, denn für die
Herstellung der PPK-Verpackungen werden nicht nur Altpapier, sondern
auch etwa 600.000 Tonnen Primärmaterial eingesetzt. "Um den Bedarf an
Transportverpackungen aus Pappe und Karton decken zu können, wird jedes
Jahr Holz von umgerechnet etwa 1,2 Millionen Stämmen Nadelholz benötigt.
Dies entspricht einer Fläche von knapp 7.500 Fußballfeldern. Solch eine
Verschwendung können wir uns angesichts knapper Ressourcen und der
großen Bedeutung von Wäldern als CO2-Senken nicht mehr leisten", sagt
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Transportverpackungen laufen
bislang unter dem Radar. Dies muss sich ändern, sie gehören endlich in
den Fokus von Politik und Wirtschaft."
Die meisten PPK-Transportverpackungen sind sogenannte Regalkartonagen, in denen Produkte direkt im Regal angeboten werden können. 70 Prozent der Regalkartonagen werden für den Transport von Lebensmitteln eingesetzt. In der Studie wurde am Beispiel von vier Produktgruppen (Cerealien, Tiefkühl-Gemüse, Teigwaren und Schokolade) der Verbrauch von Transport- und Produktverpackung miteinander verglichen. "Auf dem Weg einer 500-Gramm-Nudelverpackung aus Kunststoff von der Herstellung bis in den Einkaufswagen entsteht gut 85 Prozent des gesamten Verpackungsabfalls. Das bedeutet, dass für den Transport der Nudeln knapp sechs Mal so viel Verpackungsabfall anfällt wie für die Produktverpackung selbst", so Miller.
Die beste Lösung sind wiederverwendbare Mehrwegkisten, um die Umweltbelastungen durch Transportverpackungen zu reduzieren. Für einige Warengruppen wie Obst und Gemüse, Back- sowie Fleischwaren ist Mehrweg bereits etablierte Praxis. Das Potenzial ist jedoch noch lange nicht ausgeschöpft. Gegenwärtig liegt der Mehrweganteil bei Transportverpackungen bei lediglich 13 Prozent. Die Studie zeigt bei Obst und Gemüse, Backwaren, Eier, Cerealien, Tiefkühl-Gemüse und Tafelschokolade, dass es bereits nach drei bis sechs Umläufen einer Mehrwegkiste zu Materialeinsparungen gegenüber der Einweg-Alternative aus PPK kommt. Mehrwegkisten für Obst und Gemüse durchlaufen bereits heute 35 Umläufe und mehr, was über 90 Prozent Verpackungsmaterial gegenüber Einweg einspart.
"Die bestehenden Mehrwegsysteme
müssen weiter ausgebaut und neue Systeme hersteller- oder
händlerübergreifend entwickelt werden", fordert Dr. Michael Jedelhauser,
NABU-Referent für Kreislaufwirtschaft. "Der Gesetzgeber sollte den
ökologischen Vorteil von Mehrweg honorieren und gezielt fördern - etwa
durch eine steuerliche Besserstellung von Mehrweg oder einer Verteuerung
von Einweg."
NABU