Auch bei der Datafolha-Umfrage der Vorwoche hatte Lulas Vorsprung sechs Prozentpunkte betragen. Das Institut berücksichtigte dabei nach eigenen Angaben auch Wähler, die einen leeren oder ungültigen Stimmzettel abgeben wollen. Ihr Anteil an den Befragten lag demnach diese Woche bei fünf Prozent. Insgesamt waren 2898 Bürger am Donnerstag und Freitag nach ihrer Wahlabsicht gefragt worden.
Vor der ersten Wahlrunde am 2. Oktober hatten die Umfrageinstitute in Brasilien allerdings die Unterstützung für Bolsonaro deutlich zu niedrig eingeschätzt. Sie sagten etwa 37 Prozent der Stimmen für ihn voraus, tatsächlich errang er aber 43 Prozent. Lula bekam beim ersten Wahlgang 48 Prozent der Stimmen.
Bolsonaro hatte daher am ersten Wahlabend mit Blick auf die Umfragen erklärt: "Wir haben die Lügen besiegt." Der amtierende Präsident wirft den Umfrageinstituten bewusste Manipulation vor. Auf Anweisung des Justizministeriums leitete die Bundespolizei am Donnerstag eine Untersuchung möglicher "krimineller Praktiken" bei der Verbreitung der Umfrageergebnisse ein, wie örtliche Meiden berichteten. Das Oberste Wahlgericht (TSE) stoppte das Ermittlungsverfahren am Freitag jedoch.
Auch der Verwaltungsrat zur wirtschaftlichen Verteidigung, ein Organ, das über den freien wirtschaftlichen Wettbewerb in Brasilien wacht, leitete eine Untersuchung wegen möglicher Manipulationen durch die Umfrageinstitute ein. Auch diese Untersuchung setzte TSE-Präsident Alexandre de Moraes aus. Zur Begründung erklärte er, solche Untersuchungen oblägen der Wahl-Justiz. Außerdem kämen sie dem Willen gleich, die Kandidatur des amtierenden Präsidenten zu begünstigen.
Bolsonaro kritisierte das Einschreiten von de Moraes. "Die Umfragemacher werden weiter lügen und wieviele Stimmen werden mit diesen Lügen in das andere Lager wandern?", sagte er in einem Interview. Schließlich stimmten die Wähler "im Allgemeinen für den, der gewinnt".
yb
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