Hamburg - (ots) - Wer in Vor-Coronazeiten dem Gegenüber die Hand zur Begrüßung reichte, konnte ziemlich sicher sein, dass sie von höflichen Menschen auch ergriffen wurde - ganz gleich, ob diese einen Handschlag wünschenswert fanden oder nicht. Es wurde nämlich als extrem unhöflich eingestuft, eine zum Gruß ausgestreckte Hand "in der Luft hängen" zu lassen.
Das gilt - die Pandemie sei je nach Einstellung deswegen verflucht oder es sei ihr gedankt - seit Corona-Zeiten nicht mehr uneingeschränkt. Die Vorlieben und Abneigungen zum Händedruck haben sich durch die anhaltenden Abstands-Regeln bei vielen Menschen nicht nur verändert. Sie sind individuell teils stärker pro oder kontra ausgeprägt, als vor der Pandemie. Doch es steht niemandem auf der Stirn geschrieben, ob ein Handgeben willkommen ist oder auch nach stattgefundenen Lockerungen weiterhin zum "gefühlten Tabu" erklärt wurde. Deshalb könnte eine zur Begrüßung angebotene Hand unter Umständen zum "Konfliktfall" werden. Dann nämlich, wenn ein Pro- und ein Anti-Typ aufeinandertreffen, und die frühere Aussage Bestand hätte, dass es unhöflich sei, eine Hand nicht anzunehmen. Das würde alle, die für wertschätzendes Verhalten, jedoch gegen das Handreichen sind, in arge Bedrängnis bringen, wenn ihnen eine Hand hingestreckt wird.
Damit sich so viele Menschen wie eben möglich bei einer Begegnung wohl fühlen können, bietet sich Folgendes an: Überall dort, wo es möglich ist - etwa im Bekanntenkreis oder innerhalb eines Teams - sind frühzeitige Absprachen über die allen angenehmen und beliebtesten Begrüßungs- beziehungsweise Gruß-Formen die beste Lösung. Bei Spontanbegegnungen empfiehlt es sich für diejenigen, die weiterhin auf einen Handschlag verzichten wollen, ein entsprechendes Signal - etwa eine leichte Verbeugung - bereits aus einiger Entfernung anzubieten. So wird unter Umständen vermieden, dass das Gegenüber - weil anders eingestellt zum Händedruck - bereits die Hand zur Begrüßung hingestreckt hat.
Ein Nicht-Ergreifen kann, je nach Typ, als Affront empfunden werden. Deshalb ist es ratsam, eine eventuelle Ablehnung eines Händedrucks - wenn die Umstände es zulassen - mit einigen erklärenden, freundlichen Worten zu begleiten. Beispiele: "Ich bitte um Verständnis, ich möchte körperlichen Kontakt auch weiterhin vermeiden." "Ich habe mir das Handgeben seit der Pandemie komplett abgewöhnt, weil ich ein starkes Sicherheitsbedürfnis habe." Ist eine verbale Verständigung situationsbedingt ausgeschlossen, sollte auch eine wortlose Ablehnung von der handreichenden Person ohne Schmollen akzeptiert werden. Und noch viel einfacher ist diese Praxis: Alle, die den Händedruck gern wieder praktizieren wollen, vergewissern sich erst einmal durch Nachfrage bei ihrem Gegenüber, ob er willkommen ist, und verzichten bei negativer Auskunft darauf, die Hand hinzustrecken.
Dazu hilft eine Erkenntnis besonders den der
"Pro-Handschlag-Liga"-Angehörigen: Ein Gruß ist als genauso höflich
einzustufen, wie eine Begrüßung mit körperlichem Kontakt -
vorausgesetzt, er wird mit derselben Wertschätzung angeboten. Dazu
gehören zum Beispiel ein Blickkontakt, ein Lächeln und ein freundliches
Nicken. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Alles zur Ablehnung
eines Handschlags Dargestellte gilt selbstverständlich auch für Kinder.