Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat eine geplante Überblendung der Kuppelinschrift am Berliner Humboldt-Forum verteidigt. "Es ist erstaunlich und geschichtsblind zu meinen, diese von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (Wikipedia) selbst aus zwei Bibelzitaten zusammengestellte Inschrift für seinen Schlossbau sei einfach nur ein unpolitisches Zeichen von Religiosität", erklärte Roth am Mittwoch in Berlin.
Die Inschrift sei aus Sicht vieler Historiker eindeutig eine politische Botschaft, die den allein von Gott abgeleiteten Herrschaftsanspruch des Preußenkönigs untermaure. Die Bundesregierung sehe sich jedoch einer demokratischen Traditionslinie und nicht der "eines repressiven Königs- und Kaisertums, das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete", verpflichtet.
Es sei deshalb zu begrüßen, wenn sich das Humboldt-Forum mit der Geschichte des in Teilen wiederaufgebauten Schlosses in kritisch-künstlerischer Weise beschäftigen wolle, ergänzte die Grünen-Politikerin. Ein geplantes Kunstprojekt sieht eine temporäre Überblendung der Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten vor. Dafür werde derzeit die technische Realisierbarkeit geprüft.
"Die Inschrift bleibt also erhalten, es wird eben nur sichtbar gemacht, dass sich das Humboldt-Forum mit ihrer Aussage kritisch auseinandersetzt", teilte die Staatsministerin mit. Dagegen sei "nun wirklich nichts zu sagen".
Die umstrittene Inschrift lautet: "Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Die Wörter sind in goldenen Buchstaben auf einem umlaufenden blauen Spruchband am Fuß der Kuppel des Humboldt-Forums angebracht. Für den Kulturbau wurde das Berliner Schloss zum Teil wiederaufgebaut - und mit einem modern gestalteten Teil kombiniert.
Kritik an der geplanten Überblendung kommt von der Unionsbundestagsfraktion. Die Kulturstaatsministerin habe die Inschrift "offenbar überhaupt nicht verstanden", erklärte die stellvertretende Vorsitzende Dorothee Bär (CSU). Die Aufgabe der Ministerin sei es, sich um die historische Rekonstruktion zu kümmern, und nicht die Geschichte umzuschreiben und für die aktuelle ideologische Prägung ihrer Partei passfähig zu machen.
awe/cfm
© Agence France-Presse