Russland beteiligt sich wieder an dem Getreide-Abkommen mit der Ukraine. Moskau habe von Kiew "schriftliche Garantien" erhalten, dass der für den Getreidetransport genutzte Schiffskorridor nicht für militärische Zwecke genutzt werde, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch im Onlinedienst Telegram. "Russland ist der Ansicht, dass die erhaltenen Garantien momentan ausreichen und nimmt die Umsetzung des Abkommens wieder auf", erklärte das Ministerium.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte, dass die Getreideexporte über den Korridor im Schwarzen Meer wieder aufgenommen werden. "Nach meinem gestrigen Gespräch mit (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin werden die Getreidelieferungen ab heute Mittag fortgesetzt", sagte Erdogan am Mittwoch. Laut Erdogan hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu seinen türkischen Amtskollegen Hulusi Akar angerufen, um ihn zu informieren, dass die Getreidelieferungen noch am Mittwoch "wie zuvor" weiterlaufen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich erleichtert über die Wiederaufnahme des Getreideabkommen. Das zeige, was die Weltgemeinschaft erreichen könne, wenn sie sich von Russland nicht erpressen lasse, sagte Baerbock im Fernsehsender Welt.
"Russland hat ja erneut versucht, Hunger als Waffe einzusetzen, Getreide als Waffe einzusetzen", sagte Baerbock. Die Weltgemeinschaft habe unter Führung der UNO aber "deutlich gemacht: Nein, wir glauben euren Lügen nicht, wir werden weiter Schiffe schicken, weil die Welt braucht dieses Getreide, damit die Ärmsten auf der Welt nicht auch noch unter diesem brutalen Angriffskrieg so massiv leiden müssen".
Moskau hatte das Abkommen am Samstag ausgesetzt und als Grund einen Angriff auf seine Schwarzmeerflotte angegeben. Trotz Russlands Rückzug aus dem Abkommen waren in den vergangenen Tagen mehrere Getreidefrachter durch das Schwarze Meer gefahren.
Das Getreideabkommen war am 22. Juli unter Vermittlung der Türkei und der UNO in Istanbul unterzeichnet worden. Es soll die sichere Durchfahrt ukrainischer Frachtschiffe auf festgelegten Routen durch das Schwarze Meer ermöglichen und gilt als zentraler Beitrag zur Milderung der durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verschärften globalen Ernährungskrise. Es hat bereits die Ausfuhr von rund zehn Millionen Tonnen Getreide und anderen Lebensmitteln aus der Ukraine ermöglicht.
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