Unterdessen sprangen drei auf einem Rettungsschiff gestrandete Flüchtlinge im Hafen von Catania auf Sizilien ins Meer. Die Männer seien schnell aus dem Wasser gezogen worden, teilte die Nichtregierungsorganisation Ärzte ohne Grenzen mit, die das Schiff "Geo Barents" (Wikipedia) betreibt. Einer der drei Männer hatte offenbar versucht, die beiden anderen nach ihrem Sprung ins Meer zu retten.
Etwa ein Dutzend anderer Migranten rief nach dem Vorfall vom Deck der "Geo Barents": "Helft uns!", wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die "Geo Barents" war am Sonntag in den Hafen von Catania eingelaufen. Die italienischen Behörden erlaubten 357 Migranten, unter ihnen Kinder, das Schiff zu verlassen, 215 andere mussten aber an Bord bleiben. Einer von ihnen wurde später mit akuten Bauchschmerzen ins Krankenhaus gebracht.
Viele der an Bord ausharrenden Menschen leiden nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen an "infektiösen Hautkrankheiten" und unter großem psychologischen Stress. Die Möglichkeiten zur Behandlung von erkrankten Migranten auf dem Schiff seien begrenzt.
Im Hafen von Catania liegt auch das unter deutscher Flagge fahrende Rettungsschiff "Humanity 1" vor Anker. Am Sonntag hatten 144 Minderjährige und Kranke die Erlaubnis erhalten, an Land zu gehen. 35 Männer mussten nach Angaben der Seenotrettungsorganisation SOS Humanity aber an Bord bleiben. Die Betroffenen seien als gesund eingeschätzt worden. Bei der Untersuchung war demnach aber kein Übersetzer anwesend, zudem sei keine psychologische Beurteilung vorgenommen worden.
SOS Humanity kündigte an, rechtliche Schritte gegen die italienische Regierung einzuleiten. "Humanity 1"-Kapitän Joachim Ebeling widersetzte sich der Aufforderung der Behörden, den Hafen zu verlassen. Alle Überlebenden hätten das Recht, in einem sicheren Hafen von Bord zu gehen, sagte Ebeling am Montag zu Journalisten. Er werde mit den Menschen an Bord nirgendwo hinfahren.
Innenminister Piantedosi sagte am Montag, er arbeite auf der nationalen wie der europäischen Ebene daran, für den Umgang mit den Migranten an Bord der Rettungsschiffe eine Lösung zu finden.
Die UNO rief dazu auf, alle Migranten auf den Rettungsschiffen umgehend an Land zu lassen. Ein Zusammenschluss von 20 Nichtregierungsorganisationen, unter ihnen Oxfam und Human Rights Watch, veröffentliche ebenfalls einen "dringenden Appell". Darin forderten sie Italien, Malta und die EU auf, das "Leid" der auf den Rettungsschiffen festsitzenden Menschen zu beenden und ihnen Zuflucht zu gewähren.
Italiens neue Regierung unter Führung der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat einen restriktiven Kurs im Umgang mit Bootsflüchtlingen angekündigt. Zwei weitere Schiffe warten seit Tagen vor Italiens Küste auf die Erlaubnis, ihre Geretteten von Bord zu lassen. Einem der Schiffe, der "Rise Above" der Hilfsorganisation Mission Lifeline, wurde Berichten zufolge aber inzwischen ein Hafen zugewiesen.
Auch wurden mehr als 500 Migranten, die vor Malta in Seenot geraten waren, bei Einsätzen der italienischen Behörden geborgen und nach Sizilien gebracht, wie die Präfektin von Syrakus, Giuseppa Scaduto, der AFP mitteilte. Diese Menschen würden zunächst untersucht und dann auf Aufnahmezentren verteilt, erklärte sie.
dja
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