Münster/Westfalen-Lippe (lwl). Am Mittwoch (9.11.) veranstaltete der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die 11. Westfälische Kulturkonferenz mit über 460 Konferenzteilnehmenden aus dem Kunst- und Kultursektor. Über 50 Mitwirkende boten im Internet mit Livestreams, acht digitalen Foren und einem virtuellen Markt platz Möglichkeiten, sich unter dem Titel "Engagiert! Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe" mit den Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement auseinanderzusetzen.
"Kultur ohne Ehrenamt funktioniert nicht", sagte der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann, bei der Begrüßung. "Der LWL hat daher ein Konzept zur Stärkung und Sicherung des bürgerschaftlichen Engagements in der Kultur entwickelt. Zusammen mit anderen Strategien zum Beispiel des Landes Nordrhein-Westfalen gilt es, diese Konzepte jetzt gut zusammenzubinden, damit keine Doppelungen entstehen." Lunemann appellierte, Synergien zu schaffen und Kräfte zu bündeln und diese zum Wohle des bürgerschaftlichen Engagements einzusetzen.
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte: "Nordrhein-Westfalen ist das Land des Ehrenamtes. Das große bürgerschaftliche Engagement ermöglicht unsere vielfältige Kulturlandschaft in Nordrhein-Westfalen. Ich danke allen sehr herzlich, die dazu ihren Beitrag leisten. Die Landesregierung wird das bürgerliche Engagement für Kunst und Kultur weiter stärken und fördern. Ich freue mich, dass auf der 11. Westfälischen Kulturkonferenz die so wichtige Vernetzung und Bündelung verschiedener Strategien zur Stärkung des Ehrenamts ein zentrales Thema war."
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger betonte in ihrem Redebeitrag: "Es ist in der besonderen kulturpolitischen Verantwortung des LWL, sich um dieses Thema zu kümmern. Die Rahmenbedingungen sind zu verbessern, damit Engagierte sich auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren können und Freude in ihrem Engagement haben." Entscheidend sei es, so betont sie, die Engagierten von vornherein mit einzubeziehen, damit zielgenaue Angebote entwickelt und umgesetzt werden und dadurch die Zukunftsperspektiven für Engagement und Ehrenamt verbessert werden können.
Zum Auftakt der 11. Westfälischen Kulturkonferenz erzählten fünf Ehrenamtliche von ihrem Engagement. V.l.n.r.: Michael Becker, Susanne Festge, Rocio Siekaup, Hamzi Ismail, Maximilian Wels, Deniz Werth.
Foto: LWL/ Sarah Bömer
Im Zentrum der Konferenz standen die Engagierten selbst, indem sie zum Auftakt über sich und ihr Engagement berichteten. Sebastian Wagemeyer, Bürgermeister der Stadt Lüdenscheid (Märkischer Kreis) sprach in seiner Rolle als politischer Entscheider in einer live übertragenen Podiumsdiskussion über die Herausforderungen bei der Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden in acht digitalen Foren mit Expert*innen über wichtige Handlungsfelder und konkrete Maßnahmen. Was gilt es bei der praktischen Umsetzung besonders zu beachten? Was ist aus Sicht der Engagierten am wichtigsten?
So beriet ein Forum über attraktive Formen der Anerkennung und Wertschätzung. Neben bekannten Instrumenten wie Ehrenamtspreisen und vergünstigten Eintrittsgebühren in Freizeiteinrichtungen gibt es zum Beispiel in Büren (Kreis Paderborn) etwas Besonderes: Bei der Vergabe von Privatgrundstücken ist bürgerschaftliches Engagement ein Kriterium. Und bei der Vergabe von gewerblichen Flächen werden solche Firmen bevorzugt, die ihre Mitarbeiter*innen für die Freiwillige Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und anderes Engagement im Katastrophenschutz freistellen.
Auf dem virtuellen Markt stellten sich 19 Organisationen, Initiativen und Projekte aus Westfalen-Lippe vor. Mit dabei war das ehrenamtlich geführte "Kuratorium immaterielles Erbe Friedhofskultur", das dabei unterstützt, das immaterielle Kulturerbe "Friedhof" zu bewahren, sichtbar zu machen und zeitgerecht fortzuentwickeln.
Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Stärkung bürgerschaftlichen Engagements ist das vom Kulturministerium NRW geförderte Projekt "Handwerk trifft Kultur" der Kreise Minden-Lübbecke und Herford. Zwei Kulturkoordinatorinnen unterstützen 16 hauptsächlich ehrenamtlich betriebene Museen und Kulturorte gezielt in den Bereichen Museumskonzeption, Marketing oder Veranstaltungsmanagement und sichern so ihre Zukunft. Mit einem Podcast, Aktionstagen und einer Videoreihe sorgen sie für mehr öffentliche Wahrnehmung der Orte.
Der Live-Stream der Konferenz wurde aus dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde (Kreis Warendorf) gesendet. Die ehemalige Ritterburg konnte durch bürgerschaftliches Engagement erhalten werden und wurde in eine Kulturstätte umgewandelt.
Erstmalig wurde die Konferenz in Form eines "Live Designs" visualisiert. Schon während der einzelnen Veranstaltungen setzten Grafiker*innen Ergebnisse und Kernbotschaften in Bilder um. So entstand im Laufe des Tages ein großes Bild von der gesamten Konferenz.
Hintergrund Westfälische Kulturkonferenz
Die Westfälische Kulturkonferenz ist über räumliche, fachliche und institutionelle Grenzen hinweg eine dialogorientierte Plattform für die gemeinsamen kulturellen Interessen in Westfalen-Lippe. Sie will Impulse für die Kulturentwicklung in der ganzen Region und gleichermaßen auch für die alltägliche Kulturarbeit vor Ort setzen. Die Konferenz richtet sich an alle Kulturakteur*innen in ganz Westfalen-Lippe und findet einmal jährlich statt.
Titelbild: 11. Westfälische Kulturkonferenz (v.l.n.r.): Dr. Olaf Gericke (Landrat Kreis Warendorf), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin), Dr. Yasmine Freigang (Referatsleiterin "Strategische Beratung/ Kultur in Westfalen" in der LWL-Kulturabteilung) und Moderator Hamzi Ismail.
Foto: LWL/ Sarah Bömer
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)