Die PKK kämpft seit Mitte der 1980er Jahre gegen den türkischen Staat und wurde in der Vergangenheit immer wieder für blutige Anschläge in der Türkei verantwortlich gemacht. Sie wird von der Regierung in Ankara sowie den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und die EU, als Terrororganisation eingestuft.
Bei dem Anschlag in Istanbul wurden am Sonntagnachmittag mindestens sechs Menschen getötet und 81 weitere Menschen verletzt. Die Explosion ereignete sich auf der bei Touristen wie Einheimischen beliebten Einkaufsstraße Istiklal im Zentrum der türkischen Metropole. Zum Zeitpunkt des Anschlags war die Fußgängerzone besonders gut besucht.
Auf Aufnahmen in Online-Netzwerken ist ein mächtiger Knall zu hören, gefolgt von Flammen. Die Bilder zeigen zudem einen großen, schwarzen Krater sowie mehrere auf dem Boden liegende Menschen.
Präsident Recep Tayyip Erdogan (Wikipedia) hatte am Sonntag von einem "niederträchtigen Anschlag" gesprochen. "Es wäre (...) falsch zu sagen, dass es sich mit Sicherheit um Terror handelt, aber ersten Anzeichen nach riecht es nach Terror", fügte der Staatschef hinzu. Die Explosion sei nach ersten Erkenntnissen durch eine Bombe verursacht worden, "die von einer Frau gezündet worden sein soll", sagte Vize-Präsident Fuat Oktay.
Justizminister Bekir Bozdag zufolge befand sich der Sprengsatz offenbar in einer Tasche auf einer Bank. "Eine Frau saß mehr als 40 Minuten auf einer der Bänke und stand dann auf. Ein oder zwei Minuten später gab es eine Explosion", sagte er dem Sender A Haber. "Entweder befand sich in der Tasche ein Zeitzünder oder jemand hat sie aus der Ferne explodieren lassen." Alle Informationen über die Frau würden derzeit geprüft.
Innenminister Soylu machte keine näheren Angaben zu der Festnahme. Es blieb zudem unklar, ob es sich bei der festgenommenen Person um eine Frau handelte.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich auf Twitter erschüttert über den Anschlag: "Es sind schreckliche Bilder, die uns aus dem Herzen Istanbuls erreichen", erklärte der Kanzler, der sich derzeit in Singapur aufhält. "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des Terrors und ihren Angehörigen."
Die Türkei und insbesondere Istanbul waren in den Jahren 2015 und 2016 Zielscheibe einer blutigen Anschlagsserie, für die überwiegend die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat und kurdische Aktivisten verantwortlich gemacht wurden. 500 Menschen kamen ums Leben, mehr als 2000 wurden verletzt. Einer der Anschläge wurde auch auf der Istiklal-Straße verübt, deren Name übersetzt "Unabhängigkeit" bedeutet.
Die PKK steht zudem im Mittelpunkt eines Streits um die Nato-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands. Ankara wirft vor allem Schweden vor, ein Zufluchtsort für "Terroristen" zu sein, und forderte in einem im Juni mit Schweden und Finnland unterzeichneten Abkommen die Auslieferung mehrerer PKK-Mitglieder. Schweden und Finnland hatten sich infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine entschieden, einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft zu stellen.
Das Nato-Mitglied Türkei geht zudem regelmäßig militärisch gegen PKK-Stellungen im Norden des Irak und Syriens vor.
Im vergangenen Monat hatte die Opposition der türkischen Armee vorgeworfen, Chemiewaffen gegen PKK-Kämpfer einzusetzen. Die türkischen Behörden wiesen die Vorwürfe zurück.
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